Handel und körpernahen Dienstleistern droht nach Beendigung der staatlichen Hilfen Pleitewelle
Persönlichkeiten aus Wirtschaftsverbänden der Ostregion zogen am Montag ein Resümee der Lockdowns: Bis zu zwei Milliarden Euro an Einbußen verzeichnete der österreichische Handel durch staatlich verordneten Schließungen in der Corona–Pandemie. Auch körpernahe Dienstleister litten stark unter den insgesamt 116 Schließtagen.
Die staatlich verordneten Schließungen aufgrund der Coronapandemie sorgten im Handel für große Umsatzverluste. Margarete Gumprecht, Handelsobfrau der Wirtschaftskammer Wien, schätzt die Umsatzeinbußen im Wiener Non-Food-Handel auf 15 bis 20 Prozent. Einholen ließe sich das nicht mehr, sagte die Branchensprecherin gegenüber der APA.
Sobald staatliche Hilfen nachließen bzw. Rückzahlungen fällig seien, könnte im Handel eine Pleitewelle anrollen. „Nach einem Jahr Pandemie und 116 Schließtagen sind die Reserven aufgebraucht. Diese Keule wird kommen“, erwartet Gumprecht.
„Mensch gewöhnt sich an das Verhalten, das ihm während der Lockdowns aufgezwungen wurde“
Noch deutlicher sprach der Handelsverbandspräsident Stephan Mayer-Heinisch die Problematik an. Der lange Verzicht verändere nämlich nachhaltig Konsumgewohnheiten.
„Die Illusion, dass alles wird wie zuvor, soll man sich abschminken. Der Mensch gewöhnt sich an das Verhalten, das ihm während der Lockdowns aufgezwungen wurden. […] Ein Teil der Kunden des Onlinehandels wurde zu Stammkunden. Und vielen wurde bewusst, dass sie nicht für alles und jedes neue Schuhe brauchen”, sagte er gegenüber dem Standard.
116 Schließtage durch Lockdowns führten zu Umsatzverlusten von fast 2 Milliarden
Alle bisherigen Lockdowns zusammen führten im Wiener Handel zu in Summe 116 Schließtagen. Auch in Niederösterreich, wo der harte Lockdown ebenfalls heute endete, waren es 116 Tage. Das Burgenland kommt auf 104 Tage, die restlichen Bundesländer auf 90. Der Handelsverband schätzt die Umsatzverluste der betroffenen Händler im Osten auf 1,95 Mrd. Euro, davon entfällt rund 1 Mrd. Euro allein auf den Wiener Handel.
Touristen sollen Aufschwung bringen
Dass der Handel nun österreichweit wieder offen hat, lasse die Branche aufatmen, man warte aber sehnlichst auf Touristen.
„Den nötigen Umsatzturbo werden aber die Touristen bringen, die wir durch die angekündigten Öffnungen am 19. Mai in der Gastronomie und Hotellerie wieder bei uns begrüßen dürfen”, sagte Rainer Trefelik, Obmann der Bundesparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Montag.
Gastronomie und Touristen sind für den Handel wichtige Frequenz- und Umsatzbringer. Laut einer RegioData-Studie haben ausländische Touristen im Vorkrisenjahr 2019 4,2 Mrd. Euro im österreichischen Handel ausgegeben.
Friseure vorerst gut gebucht
Auch Friseure, Kosmetiker, Fußpfleger und Ähnliche haben seit heute wieder geöffnet. Für das Betreten eines Geschäftslokals von „körpernahen Dienstleistern“ braucht man jedoch, im Gegensatz zum Handel, einen negativen Coronatest. Bei dem Betreten von beidem braucht man, und da ist die Österreichische Vorgabe weltweit einzigartig, eine FFP-2-Maske.
„Seit Bekanntgabe der Öffnung können Kunden Termine buchen. Dieses Angebot wurde erfolgreich angenommen, vor allem für die Haarfärbung besteht eine hohe Nachfrage. Die Freude der Unternehmer ist groß, wieder arbeiten zu können”, sagte Marcus Eisinger, Innungsmeister der Wiener Friseure, am Montag laut einer Aussendung.
(APA/red.)
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