Deutsche Opferbereitschaft: Bürger schenken dem Staat freiwillig ihr Erspartes
Die deutsche Bundesregierung zählt auf “engagierte Bürger”: Auf einem eigens eingerichteten Konto können Deutsche freiwillig ihr Erspartes überweisen. So sollen sie ihrem Staat unter die Arme greifen und ihm dabei helfen, seine mittlerweile sehr hohen Schulden abzubauen.
Die Deutschen haben einen teuren Staat, dem sie entsprechend hohe Steuern zahlen – doch das ist einigen anscheinend noch nicht genug. So darf sich der deutsche Finanzminister Jahr für Jahr über “engagierte Bürger” freuen, die ihm freiwillig noch mehr zukommen lassen, als sie eigentlich müssten. Das Finanzministerium hat ein eigenes Schuldentilgungskonto eingerichtet, auf das alle besonders eifrigen Bürger brav ihr Geld überweisen können, damit der deutsche Staat schneller seine Schulden abbaut. Das Konto mit öffentlicher IBAN existiert seit mehr als 15 Jahren.
Näher besehen zeigt sich: Die Summen, auf die deutsche Staatsbürger hier verzichten, können für einen Durchschnittsverdiener durchaus schmerzhaft sein, für den Staat sind die hingegen nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Bürger halfen mit 15 bis 25.000 Euro aus
Im vergangenen Jahr waren es 236 Bürger, die ihrem Staat mit exakt 63.988,54 Euro zur Hilfe geeilt sind. Das teilt die deutsche Regierung nun auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag mit. Der Betrag ist nicht sonderlicher hoch. Die Spendenbereitschaft war schon einmal wesentlich höher: 2018 flossen etwa mehr als 600.000 Euro, also die zehnfache Summe, auf das Konto. Die besonders hohe Verschuldung in Corona-Zeiten hat die Spendenbereitschaft der Deutschen für ihren Staat anscheinend nicht beflügelt.
Zwischen 15 und 25.000 Euro überwiesen die einzelnen Bürger 2021 auf das Schuldentilgungskonto des Finanzministeriums. Das sind beinahe lächerliche Beträge angesichts einer staatlichen Verschuldung in Milliardenhöhe – aber durchaus relevante Beträge für die einzelnen Bürger.
"Auf vielfachen Wunsch eingerichtet"
Das Konto “steht für freiwillige Einzahlungen zur Verfügung”, sagt die Regierung. Es wurde “auf vielfachen Wunsch von engagierten Bürgerinnen und Bürgern durch das Bundesministerium der Finanzen eingerichtet. Aus diesem Grund soll es auch in Zukunft in seiner derzeitigen Form fortgeführt werden.”
Der deutsche Staat kommt seine Bürger teuer
Deutschland hat bereits eine besonders hohe Steuerquote. Sie beträgt 37,5 Prozent. Das ist zwar niedriger als Österreichs Quote von 41,8 Prozent, aber im internationalen Vergleich noch immer ein Spitzenwert. Der deutsche Nachbar ist damit klar Hochsteuerland. Die Schweizer Steuerquote liegt beispielsweise bei vergleichsweise geringen 28,5 Prozent. (Die Steuerquote berechnet die Höhe der gezahlten Steuern als Prozentsatz des Bruttonationaleinkommens.)
In den vergangenen Jahren geizte der deutsche Staat auch nicht mit Ausgaben. So wie in Österreich kommen ihn die Pensionszahlungen besonders teuer, nur warten hier Reformen nach wie vor auf sich. Gleichzeitig kostet Energiewende, Eurorettung und die Aufnahme von mehr als einer Million Flüchtlinge im Jahr 2015 voraussichtlich ein paar Billionen Euro bis 2030. Wirtschaftswissenschaftler kritisierten in den vergangenen Jahren, dass Deutschland viel zu wenig in Infrastruktur, Bundeswehr und Bildung investiert, während Sozial- und Energiekosten permanent steigen.
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