Deutschland droht der Absturz: „Jetzt rächen sich die Fehler der Merkel-Jahre“
Immer mehr Wirtschaftsexperten sehen Deutschland auf dem Weg in eine lange und schwere Wirtschaftskrise. Die Hauptschuld dafür sieht der Top-Ökonom Gunther Schnabl (Universität Leipzig) aber nicht primär in der Corona-Krise oder dem Ukraine-Krieg. Viel mehr rächen sich nun Versäumnisse der Vergangenheit.
Wirtschaftsexperten rechnen weltweit mit einer Wirtschaftskrise, nur in Deutschland werde sie besonders rasch, besonders hart und besonders hart. Das ergab die Studie „Turnaround und Restrukturierung“ der Beratungsgesellschaft AlixPartners, für die im Mai rund 600 hochrangige Manager, Aufsichtsräte, Finanzberater, Investmentbanker und Kanzleien aus verschiedenen Ländern befragt wurden.
Das alles scheint überfallsartig über Deutschland hereinzubrechen, angesichts von Inflation, zerstörten Lieferketten und höheren Zinsen. „Noch unter Kanzlerin Angela Merkel hatte die Ansicht vorgeherrscht, dass es den Deutschen noch nie so gut gegangen sei“, meint Gunther Schnabl, der Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig lehrt, in der „Welt“. Nun fürchten sich auf einmal alle vor einem „Wutwinter – doch die bösen Überraschungen wurden von den vorangegangenen Regierungen auf den Weg gebracht“, unterstreicht Schnabl, der bereits im November 2021 auf eXXpressTV vor einer langen Inflation gewarnt hat.
Deutschland nützte die niedrigen Zinsen nicht für Investitionen in die Infrastruktur
Für die stark gestiegene Inflation sei zwar die Europäische Zentralbank (EZB) verantwortlich, doch sie hat „ihre Geldpolitik unter Duldung deutscher Regierungen schrittweise auf die Finanzierung von Staatsausgaben ausgerichtet“. Seit Ende ders Lockdowns Mitte 2021 „schlägt sich die Geldschwemme nicht nur in weiter steigenden Immobilienpreisen, sondern auch in hoher Konsumentenpreisinflation nieder“.
Gleichzeitig hat Deutschland unter Merkel die Zeit der niedrigen Zinsen, die nun vorbei ist, nicht für wichtige Investitionen in die Infrastruktur genutzt. „Der Anteil der Ausgaben für Infrastruktur im Bundeshaushalt ging – bei steigenden Baukosten – von 8,3 Prozent im Jahr 1999 auf 7,3 Prozent im Jahr 2021 zurück.“ Insofern sei es nicht verwunderlich, „dass eine Vielzahl von Straßen und Brücken marode ist. Viele deutsche Innenstädte wirken öde. Die Anzahl der Staukilometer ist hoch, und die Deutsche Bahn wird immer unzuverlässiger.“
Die Bundeswehr wurde vernachlässigt, die grüne Energiewende beschert Rekordpreise
Gleichzeitig wurde bei den Verteidigungsausgaben gespart. Das vorgegebene NATO-Ziel von zwei Prozent des BIP wurde klar verfehlt (es lag bei 1,3 Prozent). „Mit dem Ukraine-Krieg wurde deutlich, dass sich Deutschland nicht mehr verteidigen kann. Ein 100 Milliarden Euro schwerer Sonderfonds soll die schlimmsten Verteidigungslücken schließen. Ein entsprechender Rettungsfonds für die Infrastruktur steht noch aus.“
Ebenso schlagen sich die Kosten einer verfehlten Energiepolitik nun nieder. „Die grüne Energiewende hat den Deutschen einen der höchsten Strompreise der Welt beschert. Der 2011 beschlossene Atomausstieg wurde auch durch höhere Gasimporte kompensiert.“
Ein Wirtschaftseinbruch von 4 % bedeutet minus 1700 Euro pro Einwohner
Der Import russischen Gases stieg zwischen 2011 und 2020 um 60 Prozent, wobei der Anteil Russlands an den gesamten Gasimporten stark gewachsen ist.“ Dabei konnte man sich auf den niedrigen Gaspreisen damals noch ausruhen.
Damit ist es nun vorbei: „Jetzt drohen Engpässe bei der Gasversorgung, die zu einem hohen Einbruch bei der Wirtschaftsleistung führen werden, falls die Industrie stillsteht. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um nur zwei Prozent entspräche rund 70 Milliarden Euro, ein Rückgang um vier Prozent 140 Milliarden, also rund 1700 Euro pro Einwohner.“
Das alles komme nun auf die Bürger mit voller Wucht zu. „Und das ist noch nicht alles.“
Nur Rückkehr zur Marktwirtschaft kann den Wohlstandsverlust aufhalten
Durch die Niedrigzinspolitikvon EZB und Fed seien „immense Kapitalzuflüsse nach China angetrieben“ worden. Dadurch sei in China „die Nachfrage nach deutschen Gütern angeheizt“ worden. „Kommt im Zuge wachsender Konflikte mit China ein weiterer Handelsboykott, dann folgt der nächste Schock.“
Nun ist guter Rat teuer. „‚Frieren für den Frieden‘ löst aber die Probleme nicht.“ Es drohe politische Instabilität. „Nur eine wirtschaftspolitische Wende zurück zu marktwirtschaftlichen Prinzipien kann den schmerzhaften Verfall des Wohlstands aufhalten.“
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