Die wirtschaftlichen Krisen der letzten fünf Jahre haben Deutschland 735 Milliarden Euro gekostet – eine gewaltige Summe. Ohne diese Rückschläge würde das Bruttoinlandsprodukt erheblich höher ausfallen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Neben Pandemie und geopolitischen Spannungen sehen Experten auch politische Versäumnisse als Ursache für die wirtschaftliche Stagnation.

Größte Wirtschaftskrise seit der Wiedervereinigung

Laut der IW-Analyse liegt die aktuelle Krise in ihrer wirtschaftlichen Tragweite über den bisherigen Abschwüngen der letzten 25 Jahre. Während die Strukturkrise 2001 bis 2004 Einbußen von 3,4 Prozent verursachte und die Finanzkrise 2008/09 mit 4,1 Prozent zu Buche schlug, liegen die wirtschaftlichen Verluste der letzten 20 Quartale bereits bei 4,3 Prozent der tatsächlichen Wirtschaftsleistung.

„Deutschland befindet sich in seiner schwersten wirtschaftlichen Krise seit der Wiedervereinigung“, betont IW-Konjunkturchef Michael Grömling gegenüber der tagesschau. Die wirtschaftliche Erholung sei ins Stocken geraten: „Nach der Erholung vom Pandemie-Schock kommen die wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland nunmehr seit drei Jahren nicht mehr über das Niveau des Jahres 2019 hinaus.“

Politische Versäumnisse und Investitionsstau

Neben äußeren Krisen sieht das IW auch hausgemachte Probleme. Jahrelange Standortnachteile hätten die Auswirkungen der Krisen verstärkt. Hohe Energiepreise, übermäßige Bürokratie und mangelnde finanzielle Anreize für Unternehmen hätten die Investitionstätigkeit fast zum Erliegen gebracht.

Ein besonders massiver Rückgang zeigt sich beim privaten Konsum, der sich über die letzten fünf Jahre auf Einbußen von 470 Milliarden Euro summiert – 5.600 Euro pro Einwohner. Noch schwerer wiegt jedoch der Investitionsstau, der sich mittlerweile stärker auf die Wirtschaft auswirkt als der Konsumrückgang. Das IW beziffert die Ausfälle bei Bruttoanlageinvestitionen auf 265 Milliarden Euro.

Politischer Kurswechsel: Milliardenpaket für Investitionen

Die zukünftige Regierung will nun mit einem schuldenfinanzierten Investitionspaket von historischer Dimension gegensteuern. Union und SPD haben sich auf eine Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben sowie ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastrukturprojekte geeinigt.