
Die Inflation frisst unsere Sparguthaben auf – trotz hoher Zinsen
Trotz steigender Zinsen erleben wir weiterhin eine gewaltige Vermögensvernichtung. Der Grund ist Österreichs anhaltend hohe Inflation von 7,6 Prozent im August. Ergebnis: Der Realzins bei Spareinlagen beträgt in Wahrheit knapp minus fünf Prozent. Auch bei Wohnbaukrediten und Bundesanleihen ist er negativ.
Die Notenbank erhöhte in der vergangenen Woche die Leitzinsen ein weiteres Mal um einen Viertelprozentpunkt. Das geschah zum zehnten Mal in Folge seit der Zinswende im Sommer 2022. Die Nullzinsperiode ist vorbei, der Leitzins liegt mittlerweile bei 4,5 Prozent. Auf den ersten Blick scheint das ein hoher Wert zu sein, so hoch wie zuletzt vor 20 Jahren. Die Sache hat nur einen Haken: Damals, im Jahr 2003, lag die Teuerung in Österreich bei 1,3 Prozent – und nicht bei 7,6 Prozent wie im vergangenen August. Damit frisst die hohe Inflation die steigenden Zinsen in Wahrheit wieder auf.
Berücksichtigt man die Inflation, so zeigt sich, dass die Realzinsen trotz hoher Nominalzinsen weiterhin niedrig bzw. negativ sind. Das veranschaulicht eine Auswertung der Wiener Denkfabrik Agenda Austria. Sie hat die Nominal- und Realzinsen des Jahres 2008 mit den jetzigen verglichen. Das Ergebnis: Die Vermögensverluste sind heute im Gegensatz zu damals beträchtlich.

Negative Realzinsen wirken wir eine Steuer auf Spargelder
Spareinlagen werfen nur geringe Renditen ab. Deshalb sind die Realzinsen zurzeit stark negativ. Zur Berechnung der Realzinsen wird der nominelle Zins um die Preisentwicklung bereinigt. Daraus ergibt sich derzeit ein Realzins von fast minus fünf Prozent bei Spareinlagen. „Negative Realzinsen wirken durch den realen Kaufkraftverlust wie eine Steuer auf Spargelder“, sagt Agenda Austria-Ökonom Hanno Lorenz. Negative Realzinsen sehen wir aber auch bei Wohnbaukrediten. Hier also über einen Zinsdeckel zu sprechen, ist wohl eher dem Sommerloch statt dem dringenden Handlungsbedarf geschuldet.
Hohe Inflation in den 1970er Jahren, aber höhere Leitzinsen
Inflationsraten von leicht über sieben Prozent gab es bereits in den 1970er Jahren, allerdings war damals der Leitzins deutlich höher. In weiterer Folge war das auch der Nominalzins auf Spareinlagen. Während er in Österreich noch immer bei minus 4,8 bzw. 4,6 Prozent befindet (siehe Graphik), lag er damals auf minus zwei Prozent, in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre pendelte er zwischen null und minus ein Prozent.
Als die Inflationsrate 2021 anzusteigen begann und die EZB ein Jahr lang tatenlos zuschaute, erlebte Europa die größte Vermögensvernichtung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Übrigens: Erst 1979, als sich die Inflation im zweistelligen Bereich bewegte, schaffte der neue Fed-Chef Paul Volcker die Teuerungsphase zu beenden. Zu diesem Zweck hob er den Leitzins auf mehr als 20 Prozent (!) an. Kurzzeitig folgten zunächst Rezession und hohe Arbeitslosigkeit. Wenig später setzte aber der wirtschaftliche Aufschwung – Stichwort „Reaganomics“ – ein. Allerdings war die Verschuldung damals nicht annähernd so hoch wie heute. Aus diesem Grund ist eine solche Leitzins-Anhebung so gut wie ausgeschlossen. Sie würde Staaten, Unternehmen und Haushalte in den Ruin stürzen.
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