Dramatisches Minus: Reallöhne sinken "historisch" um 2,5 Prozent
Am Freitag korrigierte die Österreichische Nationalbank (OeNB) ihre Inflationsprognose nach oben – auf 7 Prozent, wie der eXXpress berichtete. Im Zuge der Präsentation konnte die OeNB mit einem interessanten Detail aufwarten: die Reallöhne in Österreich schrumpfen – und zwar “historisch stark”.
Im Gegensatz zu Weltbank-Chef David Malpass, der kürzlich mit einer düsteren Prognose für Aufsehen sorgte – der eXXpress berichtete – geht OeNB-Gouverneur Robert Holzmann zumindest in Östereich nicht von einer Stagflation, also hoher Inflation bei stagnierender Wirtschaft, aus.
Nur einmal war Reallohnrückgang seit 50er-Jahren höher
Die Inflation werde aber die Haushalte sehr hart treffen: Die Reallöhne, also das um die Inflation bereinigte Arbeitseinkommen, dürfte heuer um 2,5 Prozent und damit “historisch stark” zurückgehen. Seit den 1950er Jahren habe es einzig im Jahr 1997, damals aber wegen Abgabenerhöhungen, einen so hohen Reallohnrückgang gegeben, sagte OeNB-Chefprognostiker Gerhard Fenz.
Dennoch dürfte wegen der steigenden Beschäftigung das kumulierte Einkommen der Haushalte in Österreich stagnieren – und die Konsumausgaben der privaten Haushalte dürften sogar deutlich zulegen und damit die Konjunktur stützen. Das wird allerdings nur durch den Rückgang der Sparquote und die Ausgabe von krisenbedingt zurückgelegtem Geld möglich.
Zwar haben Energiepreise fast die Hälfte der Inflation verursacht, aber auch Nahrungsmittel und Industriegüter haben mit je 1,2 Prozentpunkten zur Teuerung beigetragen. Die österreichische Kerninflation ist deutlich gestiegen und wird ab 2023 der entscheidende Treiber für die Inflation. Die Nationalbank geht aber davon aus, dass die Inflationsrate in Österreich 2023 wieder auf 4,2 Prozent und 2024 auf 3,0 Prozent zurückgehen wird – in der gesamten Eurozone sollte es bis dahin sogar eine Normalisierung bei 2,1 Prozent geben. Eine optimistische Prognose.
Staat entschuldet sich über Inflation
Die Inflation führt auch zu einer Entschuldung des Staates. Schon heuer sollte der Schuldenstand knapp unter 80 Prozent des BIP fallen, 2023 dann auf 75,9 Prozent und 2024 auf 73,1 Prozent. Der Effekt der Inflation sei dabei “sehr groß”, so OeNB-Chefökonomin Birgit Niessner. Das Budgetdefizit erwartet die OeNB heuer bei 2,6 Prozent des BIP und in den Folgejahren bei 1,2 beziehungsweise 0,7 Prozent.
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