Elektro-Autos im Vergleich: Fast alle schwindeln bei Reichweite
Wenn es nach der aktuellen Elektro-Auto-Flotte der Hersteller ginge, wäre wohl ein Tempo-100-Limit auf Autobahnen das Nonplusultra. Denn schon bei 130 km/h zeigte sich in einem Vergleichstest: 53 von 61 Modellen schaffen die angegebene Reichweite nicht.
Geahnt hat man es schon immer: Warum sollten die Autohersteller auch ausgerechnet bei den Reichweiten-Angaben ihrer Elektro-Autos korrekte Angaben machen? Ein Vergleichstest von Experten für die “AutoBild” hat bestätigt: Bei den E-Autos wird geflunkert, dass sich die Balken biegen, kaum eines schaffte die Werksangaben. 53 von 61 Fabrikaten musste früher als angegeben an die Ladesäule. Vornehm ausgedrückt: In Wirklichkeit scheinen Stromer wahre Kilometer-Betrüger zu sein.
Laut Experten liege die starke Abweichung zwischen Norm- und Realverbrauch nicht nur an geschönten Labortests, mit denen die Hersteller ihre Fahrzeuge zertifizieren. Getestet wurden die 61 Fahrzeuge zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Auch die Außentemperatur hat einen deutlichen Einfluss, weil ein E-Auto im Winter viel Energie für die Heizung und andere Verbraucher an Bord einsetzen muss. Das reduziert dann die Reichweite, während sie bei idealen Bedingungen (Außentemperatur 20 bis 22 Grad Celsius) größer ausfallen kann. Beworben werden die Stromer trotzdem mit den geschönten Maximalwerten.
Wunsch und Wirklichkeit klaffen Kilometer auseinander
Den betroffenen Autofahrern steht natürlich ein finanzieller Schaden durch den höheren Stromverbrauch. Auch die Schadstoff- und CO2-Emissionen der Fahrzeuge sind wegen der Emissionen des benötigten Mehr-Stroms höher als offiziell angegeben, ganz ähnlich wie im Abgasskandal bei Dieselfahrzeugen. Politische oder juristische Folgen hat das nicht – noch nicht. Elektro-Autos stehen unter dem besonderen Schutz grüner Klima-Politik – doch es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Elektroauto-Besitzer die Gerichte beschäftigen werden.
Beispiele der Experten für Anspruch und Wirklichkeit einzelner ED-Modelle:
– Mercedes EQS 450 +: Mit 482 Kilometer echter Reichweite bei gemächlicher Autobahnfahrt liegt die elektrische S-Klasse in Front. Ist aber deutlich weniger als vom Hersteller behauptet. Mercedes spricht von bis zu 748 Kilometern Reichweite.
– BMWi4 eDrive40: Mit 415 Kilometern Reichweite bei Richtgeschwindigkeit ist das 340 PS starke Nobelauto aus München noch einer der besseren Stromer, doch die Abweichung ist signifikant. Bis zu 585 Kilometer Reichweite gibt BMW für das Modell an.
– Nio EL7: 356 Kilometer Autobahn-Reichweite ergab der Vergleichstest bei dem chinesischen Elektro-SUV. Damit schlägt sich der Wagen ganz gut: “Nur” 391 Kilometer verspricht der Hersteller.
– VW ID.3: Der Nachfolger des VW Golf – getestet wurde die Version mit 58 kWh-Akku – musste in der Praxis der AutoBild-Tester nach 287 Kilometern passen. Offizielle Reichweiten-Angabe von Volkswagen: bis zu 426 Kilometer.
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