Von April bis Dezember 2020 wurden rund 27.000 individuelle Zahlungsvereinbarungen für Strom, Gas und Wärme abgeschlossen. Das hat eine eXXpress-Anfrage bei Wien Energie ergeben. Zwar sei die Gesamtzahl damit nur leicht höher als im Jahr 2019, also vor Corona, wie Wien Energie berichtet. Doch  nun drohe sich die Lage zu verschärfen: Zurzeit verzeichnet der Anbieter nämlich eine steigende Nachfrage nach Stundungen und Ratenzahlungen. Wie sich dieser Trend fortsetzen wird, hängt grundsätzlich vom Verlauf der Krise ab.

Tatsächlich droht sich die soziale Lage nun weiter zu verschärfen, vor allem, da aktuelle Stundungen wieder fällig werden. Im April und Mai des Jahres 2020 verzichteten Energieanbieter auf etwa 11.000 Abschaltungen, wie die Regulierungsbehörde E-Control berichtet. Allerdings sind damit die Zahlungsrückstände der betroffenen Kunden nicht verschwunden.

Kunden wollen ihre letzten Reserven jetzt zu Hause haben

Eine andere interessante Entwicklung gibt es derzeit im Bereich der Pfandleihe. Dem Dorotheum zufolge ist aktuell nämlich trotz der prekären Situation kein Anstieg bei Neubelehnungen zu beobachten. Im Gegenteil: Es kommt sogar vermehrt zu „Auslösungen“ verpfändeter Gegenstände.

„Unsere Kunden wollen ihre Wertgegenstände in unsicheren Zeiten – wie Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und das Enden der Stundungen – zu Hause haben“, erzählt Dorotheum-Experte Michael Holubowsky. Dass es keinen erhöhten Geldbedarf gebe, sei allerdings nur eine Momentaufnahme. „Das wird sich in den nächsten Monaten ändern.“ Holubowsky verlässt sich hier auf seine mehr als 35-jährige Erfahrung.

Experten rechnen damit, dass sich der Geldbedarf in den kommenden Monaten vergrößern wird.Foto: Maurizio Gambarini/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

„Allerdings erleben wir derzeit einen Anstieg bei den Fristverlängerungen und bei Beratungen. Der Kunde will Werte erfahren, um eventuell später darauf zurückgreifen zu können“, erklärt der Experte. Das Dorotheum zahlt übrigens auch Kleinstdarlehen ab 36 Euro aus. Genug Geld um zumindest kleine Rechnungen bezahlen zu können.

Energiearmut - Wer ist betroffen?

Bis zum Jahr 2016 lag die Zahl der als energiearm geltenden Haushalte in Österreich konstant bei etwa 117.000. Betroffen waren davon circa 230.000 Menschen. Als energiearm bezeichnet man oft Haushalte, die Schwierigkeiten haben, ihre Energierechnungen zu begleichen. Häufig geht dies – vor allem wegen des schlecht beheizbaren Wohnraums oder veralteter Haushaltsgeräte – mit überdurchschnittlichem Energiekonsum einher.

Wohin kann man sich wenden?

Ganz wichtig ist es, wie Wien Energie gegenüber dem eXXpress unterstreicht, dass sich Kunden mit Zahlungsschwierigkeiten rasch melden. Man werde sich in jedem einzelnen Fall um eine individuelle Lösung bemühen.

Wien Energie unterhält auch eine eigene Ombudsstelle, die im Falle von Zahlungsschwierigkeiten kontaktiert werden kann. Betroffene Haushalte können sich auch an die Magistratsabteilung 40 oder die Caritas wenden.

Ombudsstelle Wien Energie 0800 510 810 / ombudsstelle@wienenergie.at Mo-Di: 08:00-12:00 Uhr; Mi: 12:00-15:00 Uhr; Do-Fr: 08:00-12:00 Uhr

Rotes Kreuz Spontanhilfe 01/58900-323; 01/58900-326; spontanhilfe@roteskreuz.at Montag: 9-12 und 13-15 Uhr; Di-Do: 9-12 Uhr

Caritas Sozialberatung 01 545 45 02 Mo-Fr: 9.00-16.00

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