Energiekrise trifft Europa am härtesten: Keine Region produziert so wenig Öl
Während die USA ihre Ölproduktion seit 2010 kräftig steigerten und heute der größte Ölproduzent sind, ist Europas Anteil an der weltweiten Ölproduktion besonders gering. Damit ist die EU auch abhängiger von den Ölimporten aus anderen Staaten, ganz besonders Russland.
43 Prozent der weltweiten Ölproduktion stammte im Jahr 2021 aus gerade einmal drei Ländern: den USA, Saudi-Arabien und Russland. Gemeinsam förderten diese drei Staaten mehr Öl als der Rest der Top 10 zusammen. Die weltweite Nummer 1 sind mittlerweile die USA. Dabei erlebte die US-Ölproduktion in den vergangenen Jahrzehnten eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen.
USA haben Saudi-Arabien überholt
Nachdem die Ölproduktion in den USA 1970 einen Höchststand von 11,3 Millionen Barrel pro Tag erreichte, ging sie in den nachfolgenden Jahrzehnten zurück und erreichte 2008 einen historischen Tiefstand von 6,8 Millionen Barrel pro Tag. Die Trendwende geschah in den 2010er Jahren. Mittlerweile hat das Land Saudi-Arabien als größten Ölproduzenten abgelöst.
Im Gegensatz zu Saudi-Arabien und Russland blieben aber die USA bis 2021 ein Nettoimporteur von Rohöl. Sie exportierten nur ihre Erdölerzeugnisse. Saudi-Arabien und Russland produzierten im Jahr 2021 jeweils rund 11 Millionen Barrel pro Tag und waren darüber hinaus auch die beiden größten Ölexporteure der Welt. In beiden Ländern waren die staatlichen Ölfirmen (Saudi Aramco bzw. Gazprom) die wertvollsten Öl- und Gasförderunternehmen.
Europa besonders abhängig von Importen
In Europa (ohne Russland) schaffte es nur Norwegen mit 2,3 Prozent der Weltproduktion unter die 15 größten Ölproduzenten. Der Mangel an regionaler Produktion erklärt die starke Abhängigkeit der Europäischen Union von russischem Öl und Gas und verschlimmert die Energiekrise in Europa besonders dramatisch.
Zum Vergleich: Die Region, in der täglich am meisten Öl produziert wird, ist der Nahe Osten (28,16 Millionen Barrel pro Tag), gefolgt von Nordamerika (23,94 Mio.), den GIS-Staaten (13,83 Mio.). Europa ist mit 3,42 Millionen Barrel pro Tag das Schlusslicht, noch hinter Asien-Pazifik (7,34 Mio.), Afrika (7,29 Mio) und Südamerika (5,91 Mio.).
Es wird teuer: Hohe Nachfrage, wenig Energie aus Russland
Die Ölnachfrage steigt zurzeit wieder nach einem starken Einbruch im Jahr 2020, und liegt zurzeit über dem Niveau vor der Pandemie. Darüber hinaus werden russisches Öl und Gas knapp, was die hohen Ölpreise stützt. Die Auswirkungen sind weltweit zu spüren, aber die europäischen Länder sind aufgrund ihrer Abhängigkeit von den russischen Exporten fossiler Brennstoffe besonders stark betroffen. Einige – darunter Österreich – beziehen fast ihren gesamten Energiebedarf aus Russland.
USA steuern bei Ölproduktion einen neuen Rekord an
Um die Ölkrise zu bekämpfen, erhöht der Rest der Welt das Ölangebot durch Produktionssteigerungen oder durch die Freigabe strategischer Erdölreserven. Die US-Ölproduktion dürfte bis 2022 um ein Million Barrel pro Tag steigen – ein Rekordniveau. Gleichzeitig fordern die westlichen Länder die OPEC-Mitglieder auf, ihre Produktion zu erhöhen, um die Preise zu senken. Die OPEC-Staaten halten aber an ihren geplanten Produktionssteigerungen fest. Dabei liegt die Fördermenge immer noch unter dem Niveau von Anfang 2020. Da Ölnachfrage im Jahr 2023 ein neues Allzeithoch erreichen wird, bleibt abzuwarten, ob die Bemühungen in den USA, das Angebot zu erhöhen, ausreichen werden, um den Engpass einzudämmen.
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