EU beschließt neue Sanktionen: Russische Wirtschaft steht nicht vor dem Kollaps
Die Außenminister der EU-Staaten beraten seit Montag über das mittlerweile zehnte Sanktionspaket gegen Russland. Bei den vorangegangenen neun blieb die erhoffe “Schockwirkung” aus, wie Osteuropa-Experte Janis Kluge einräumt.
Es sollten drastische Sanktionen gegen Moskau werden. Doch die russische Wirtschaft steckt die Strafmaßnahmen bislang recht gut weg. Zwar geriet das Bankensystem anfangs kurz ins Wanken, konnte sich davon allerdings recht gut wieder erholen. “Der gewünschte Teufelskreis ist nicht in Gang gekommen”, so Kluge im Gespräch mit “NTV”.
Russland überraschend kreativ
Russland hatte vor allem durch den fortgesetzten Öl- und Gasexport sehr hohe Einnahmen. Dazu kam die Kreativität der russischen Zentralbank. “Als sie keinen Zugriff mehr auf ihre Dollar und Euro hatte, hat sie die großen russischen Exporteure verpflichtet, ihre Dollar und Euro in Rubel zu tauschen. Damit schuf sie eine künstliche Nachfrage nach der fallenden Währung, was sie stabilisierte”, so der Experte.
Rückzug westlicher Unternehmen sorgt für Überschüsse in der Handelsbilanz
Wirkung zeigen würde hingegen, wenn der Westen bestimmte Technologien nicht mehr nach Russland exportiert, und der Rückzug westlicher Unternehmen. “Im russischen Fahrzeugbau und in Branchen wie der Luftfahrt gab es dadurch starke Produktionseinbrüche. Ein Nebeneffekt davon war aber auch, dass Russland weniger Devisen ausgab. Der Einbruch der Importe sorgte also für noch höhere Überschüsse in der Handelsbilanz”, macht Kluge deutlich, wie schwierig es ist, sinnvolle Sanktionen zu verhängen, die eben nicht nur die Bevölkerung in Europa unter Druck setzen.
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