Euro erstmals kurzzeitig unter einem Dollar!
Der Euro schwächelt und setzt seine Talfahrt fort. Nachdem er erst kürzlich mit der US-Währung im Gleichstand lag, notierte er Mittwochnachmittag im Handel in London kurzfristig bei 0,9998 Dollar. Damit war ein Euro zum ersten Mal seit Dezember 2002 weniger wert als ein Dollar. Diese Schwäche hat spürbare Folgen für die Bürger.
Die Euroschwäche wird beträchtliche Folgen für die Bürger haben. “Ein sinkender Euro-Kurs bedeutet, dass die Bürger durch die steigenden Lebenserhaltungskosten noch stärker belastet werden”, unterstreicht die Denkfabrik Agenda Austria.
Dabei steht der Euro schon seit Wochen unter Druck. Dazu trägt auch das im Vergleich zu den USA niedrigere Zinsniveaus in der Euro-Zone bei. Die jüngsten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und deren Ankündigung weiterer kräftiger Zinsschritte machen den Dollar auf dem Devisenmarkt attraktiver als den Euro. Eine vergleichsweise bescheidene Zinserhöhung wird für die europäische Gemeinschaftswährung in der kommenden Woche erwartet, um 0,25 Prozent. Es ist allerdings das erste Mal seit elf Jahren, dass die EZB damit den Leitzins überhaupt anhebt.
Leitzins in USA wird weiterhin kräftig steigen
Auslöser des weiteren Euro-Verfalls gegenüber dem US-Dollar war die Veröffentlichung der neuesten US-Inflationsdaten. Danach kletterte die Teuerungsrate in den USA auf den höchsten Stand seit November 1981. Weil die Fed zurzeit mit deutlichen Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation vorgeht, macht die höhere Teuerungsrate im Juni einen abermals großen Zinsschritt bei der kommenden Fed-Sitzung Ende des Monats wahrscheinlicher. Der Abstand zwischen den Leitzinsen in den USA und in der Eurozone dürfte also weiter wachsen.
Anders als der Dollar, ist der Euro eine Gemeinschaftswährung. Ein Hauptproblem: Die Südstaaten sind hochverschuldet. Bei einer kräftigen Anhebung des Leitzinses könnte etwa Italien unter seiner Schuldenlast zerbrechen. Doch einen Zerfall der Währungsunion will die EZB um jeden Preis verhindern. Ebenso sollen die Zinsen im gesamten Euro-Raum künstlich auf dem gleichen Niveau bleiben. Es gibt aber noch andere Gründe für das Erstarken des Dollars und den Abwärtskurs des Euro.
Ein Ende des Euro-Sinkflugs ist nicht in Sicht
Die Denkfabrik Agenda Austria unterstreicht: “Noch schwerer wirken sich aber die unterschiedlichen Rezessionswahrscheinlichkeiten in den USA und der Europäischen Union aus. So ist die Angst vor einem Absturz der Wirtschaft in der Euro-Zone deutlich stärker ausgeprägt.”
Europa und seine Industrie leidet unter massiv steigenden Energiekosten. “Mit Gaspreisen in schwindelerregender Höhe wächst die Gefahr, dass zum bisherigen Inflationsschock ein weiterer hinzukommt”, warnt Ulrich Leuchtmann, Devisen-Experte der Commerzbank, gegenüber ARD. Solange eine Gaskrise droht, sieht der Devisenexperte kaum Argumente für eine Euro-Erholung. “Die EZB könnte in einer Gaskrise nur das nötigste an Inflationsbekämpfung durchführen. Gerade so viel, um eine Spirale aus Euro-Abwertung und Inflationsbeschleunigung zu verhindern. Manche mögen sogar befürchten, dass ihr selbst das nicht gelingt.”
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