Experten: Sri Lanka ist Opfer grüner Politik und der Vereinten Nationen
Für Wirtschafts- und den Umweltexperten ist klar, wer Sri Lanka in eine schwere Wirtschaftskrise samt politischem Chaos gestürzt hat: Es war der Kampf gegen Kunstdünger, dem sich das Land verschrieben hat. Angeregt hatten dazu zuvor die Vereinten Nationen und eine grüne Agenda.
Im Juli, nach monatelangen Unruhen, hat Sri Lankas Präsident Gotabaya Rajapaksa das Land verlassen und eine Wirtschaftskrise samt Nahrungsmittelknappheit hinterlassen. Zweieinhalb Jahre zuvor hatte er seine Regierung noch vollmundig dafür gelobt, als erste den Kunstdünger konsequent zu bekämpfen. „Die Tragödie in Sri Lanka ist ein klassisches Beispiel dafür, dass eine vermeintlich ‚grüne‘ Politik nur sehr wenig bewirkt – außer menschliches Leid“, kommentiert der Wirtschaftswissenschaftler Zilvinas Silenas, zurzeit Präsident der Foundation for Economic Education (FEE).
Die Umstellung auf ökologischen Landbau war geplant
Sri Lanka wollte seine Landwirtschaft komplett auf ökologischen Landbau umstellen und hat daher die Einfuhr von herkömmlichem Dünger und Treibstoff verboten. Das Ergebnis: In nur einem Jahr wurde das Land von einem Exporteur von Reis zu einem Reis-Importeur. Das Bio-Experiment stürzte eine halbe Million Menschen in Armut und ließ die Preise um weit mehr als 50 Prozent (!) in die Höhe schießen.
Nur wer waren jene Aktivisten, die Sri Lanka in dieses Fiasko hineintheatert haben? Die Vereinten Nationen. Der Umweltexperte und Bestsellerautor Michael Shellenberger gibt ihnen die Hauptschuld.
Kampf gegen Kunstdünger soll Stockstoffbilanz verbessern
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) bezeichnet sich als „die globale Behörde, die die Umweltagenda festlegt … und als maßgeblicher Fürsprecher für die globale Umwelt dient“. Es setzt sich dafür ein, dass die Nationen „den vorherrschenden Fokus auf die Produktivität pro Hektar aufgeben“.
Deshalb versucht UNEP Länder in aller Welt von jenen Düngemitteln abzubringen, mit denen die Nahrungsmittelproduktion gesteigert wird. Als Grund nannte der amtierende UNEP-Direktor im Jahr 2019 die „langfristige Störung der Stickstoffbilanz der Erde durch die Menschheit“ – ein Argument, mit dem zurzeit auch gegen die niederländischen Bauern vorgegangen wird. Im Oktober desselben Jahres veranstaltete das UNEP ein Treffen in der Hauptstadt Sri Lankas, Colombo, und gab einen „Fahrplan“ heraus, um die Länder dazu zu bewegen, die Stickstoffverschmutzung um die Hälfte zu reduzieren.
Der neue Präsident setzt die Agenda der UNO um
Das Treffen sorgte für enormes Medieninteresse in Sri Lanka. Einen Monat später wählten die Bürger den Anti-Dünger-Präsidenten Gotabaya Rajapaksa, der ohne wissenschaftliche Beweise behauptete, synthetische Düngemittel verursachten Nierenkrankheiten. Den Worten folgten Taten: Im April 2021 verbot er die Einfuhr von Düngemitteln.
Der Hype ging weiter: Zwei Monate nach dem Düngemittelverbot war Sri Lanka Gastgeber eines von den Vereinten Nationen gesponserten „Food System Dialogue“ um die Anti-Düngemittel-Agenda der UNO weltweit voranzubringen. Der srilankische Präsident lobte seine Regierung für „den mutigen Schritt, die Einfuhr dieser schädlichen Substanzen einzuschränken“, und kritisierte Landwirte, die sich dem Düngemittelverbot widersetzten: „Es hat sich als schwierig erwiesen, die Einstellung der Landwirte zu ändern“.
Sri Lanka konnte weder Lebensmittel, noch Treibstoff bezahlen
Die Folge: 85 Prozent der srilankischen Landwirte erlitten Ernteeinbußen. Die Reisproduktion ging um 20 Prozent zurück, die Preise stiegen um mehr als 50 Prozent, und das Land musste Getreide im Wert von 450 Millionen Dollar einführen. In Rajanganaya, wo die Landwirte im Durchschnitt nur einen Hektar Land bewirtschaften, berichteten Familien, dass sie nur die Hälfte ihrer normalen Ernte einfahren.
Sri Lanka war – so wie andere Länder auch – darüber hinaus durch die Covid-Beschränkungen in Mitleidenschaft geraten. Nur: Kein einziges anderes Land hatte sich damals auch auf das Düngemittel-Verbot eingelassen, und in keinem anderen Land kam es in der Folge zu gewaltsamen Ausschreitungen: „Was den Unterschied ausmachte, war das Düngemittelverbot in Sri Lanka“, unterstreicht Michael Shellenberger.
Am stärksten betroffen war die Teeproduktion. „Sie brachte jährlich 1,3 Milliarden Dollar an Exporten ein und deckte bis 2021 71 Prozent der Lebensmittelimporte des Landes. Nach dem Düngemittelverbot brach die Teeproduktion um 18 Prozent ein und erreichte den niedrigsten Stand seit 23 Jahren. Das verheerende Düngemittelverbot der Regierung zerstörte somit die Fähigkeit Sri Lankas, für Lebensmittel und Treibstoff zu bezahlen und seine Schulden zu bedienen.“
Es regt sich Widerstand gegen die grüne Agenda
Endlich entstehe Widerstand gegen die „grünen Düngemittelgegner“, deren Ideologie „viele europäische Regierungen und auch die Vereinten Nationen übernommen haben“, sagt Shellenberger und verweist auf die Proteste der niederländischen Landwirte. „Der Fall von Sri Lanka ist eine Warnung für die Welt.“
Reiche Länder können negative Folgen zunächst verbergen
Für FEE-Präsident Silenas ist Sri Lanka „ein klassisches Beispiel dafür, wie eine angeblich ‚grüne‘ Politik mit viel Tamtam umgesetzt wurde, sehr wenig bewirkt und viel Leid verursacht hat.“ Auch andere Länder hat ein solcher Umwelteifer erfasst, allerdings sind das in der Regel westliche Staaten, die wohlhabender sind. Da sie über Kapital verfügen und auch die Gelddruckmaschine anwerfen, könnten sie die schädlichen Folgen solcher schlecht durchdachter Initiativen besser verbergen.
Letztlich gehe es um Binsenweisheiten. kommentiert Silenas: „Das Verbot von Kunstdünger wird zu weniger Nahrungsmitteln führen. Die Beeinträchtigung der Ölförderung wird zu höheren Kraftstoffpreisen führen. Die Abschaltung von Kraftwerken wird zu Stromausfällen führen. All dies ist logisch, offensichtlich und unvermeidlich. Es ist nur so, dass die Auswirkungen dieser Maßnahmen in den reichen Ländern erst später sichtbar werden. In armen Ländern wie Sri Lanka sind die Auswirkungen einer schlechten Politik tragischerweise fast sofort sichtbar.“
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