Es sei immer noch wichtig zu berücksichtigen, dass das Abebben der Inflation länger dauern könne als erwartet. “Gleichzeitig könnte eine übermäßige Vorsicht bei der Lockerung der Geldpolitik die Erholung der inländischen Nachfrage gefährden”, sagte Philip Lane. Diese sei aber notwendig, um ein Preisumfeld zu unterstützen, das mit dem EZB-Inflationsziel von 2,0 Prozent vereinbar sei.

Lane zufolge ist es ratsam, sich Flexibilität zu bewahren bei der angemessenen Anpassung der Ausrichtung und sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad festzulegen. Er sprach sich für eine Fortsetzung des datenabhängigen Vorgehens und der Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung aus. “Ein robuster geldpolitischer Ansatz sollte die Risiken eines zu langsamen Vorgehens gegen die Risiken eines zu schnellen Vorgehens austarieren.”

Diskussion um neutralen Zins

Lane schaltete sich auch in die Diskussion um den sogenannten neutralen Zins ein, der eine Volkswirtschaft weder anheizt noch bremst. Wo genau dieses neutrale Zinsniveau beim Einlagensatz, dem Leitzins im Euroraum, genau liegt, ist aber umstritten. Experten verorten ihn in einer Spanne von 1,75 bis 2,5 Prozent. Aktuell liegt der Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, bei 2,75 Prozent. Die Schätzungen des neutralen Zinses seien hochgradig unsicher, sagte Lane. Geldpolitik könne zudem nicht durch einen einzelnen Indikator erfasst werden.