Fahrradbauer ergreift die Flucht: Simplon will in Rumänien Fuß fassen
Der Standort Österreich verliert zusehends seine Attraktivität. Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratie treiben Unternehmen ins Ausland. Nun kehrt ein weiterer Traditionsbetrieb Österreich den Rücken.
Der Vorarlberger Fahrradhersteller Simplon verlagert Teile seiner Produktion nach Rumänien und baut gleichzeitig Stellen am Stammsitz in Hard ab.
Produktionsverlagerung mit Signalwirkung
Wie das Unternehmen bekanntgab, wird im rumänischen Timișoara ein neuer Fertigungsstandort aufgebaut. Dort arbeitet Simplon künftig mit Iko Sportartikel, dem Mutterkonzern der Fahrradmarke Corratec, zusammen. Geplant ist eine eigene Montagelinie mit Qualitätskontrolle, die Anfang 2026 den Betrieb aufnehmen soll.
Am Standort Hard am Bodensee werden vor diesem Hintergrund bis zu 20 Prozent der derzeit rund 110 Arbeitsplätze gestrichen. CEO Christoph Mannel betont, dass das „technologische und kreative Herzstück“ in Vorarlberg verbleibe – Entwicklung, Design und technische Planung sollen weiterhin dort angesiedelt sein. Dennoch ist klar: Ein Teil der Wertschöpfung wandert ab, und das aus nachvollziehbaren wirtschaftlichen Gründen.
Österreich verliert im Standortwettbewerb
Die Simplon-Abwanderung ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck einer zunehmenden Standortflucht heimischer Betriebe. In Österreich hat sich die Kombination aus hohen Energiepreisen, überbordender Regulierungsdichte und mangelnder Planungssicherheit zu einem gefährlichen Mix entwickelt.
Der Standort Rumänien: Flexibel, günstig, industriefreundlich
Der neue Partner Iko Sportartikel betreibt in Timișoara bereits seit 2022 ein Werk, das für mehrere internationale Fahrradmarken produziert.
Die geografische Nähe spielte bei der Entscheidung ebenfalls eine Rolle. Zwischen Hard und Timișoara liegen weniger als zwei Flugstunden – logistisch gut zu überbrücken, wirtschaftlich jedoch Welten entfernt. Denn während Österreich mit hohen Steuern, CO -₂ Abgaben und starren Arbeitsmarktregelungen kämpft, punktet Rumänien mit niedrigen Betriebskosten, flexiblen Strukturen und investitionsfreundlicher Politik.
Sanierung mit bitterem Beigeschmack
Simplon war im September 2024 in die Insolvenz geschlittert und konnte sich nur durch ein Sanierungsverfahren retten. Der Umbau war daher absehbar – doch er offenbart die strukturellen Probleme, mit denen viele österreichische Mittelständler konfrontiert sind.
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