
Finanzielle Schieflage: Fast 100.000 deutsche Privatinsolvenzen
Die wirtschaftliche Lage vieler Haushalte in Deutschland spitzt sich weiter zu. 2024 meldeten fast 100.000 Menschen Privatinsolvenz an – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig nimmt die Arbeitslosigkeit weiter zu, was die finanzielle Unsicherheit vieler Bürger verstärkt. Besonders ältere Menschen geraten zunehmend in finanzielle Not.
Wie aus aktuellen Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Crif hervorgeht, gab es im vergangenen Jahr 99.991 Privatinsolvenzen – ein Anstieg von 6,6 % im Vergleich zu 2023. Die Ursachen dafür sind klar: gestiegene Energiepreise, teurere Lebensmittel und allgemein höhere Lebenshaltungskosten setzen immer mehr Menschen finanziell unter Druck.
„Die angespannte wirtschaftliche Lage führt dazu, dass Einkommen oder Renten für viele nicht mehr ausreichen“, erklärt Crif-Geschäftsführer Frank Schlein. Besonders in der Altersgruppe ab 61 Jahren habe sich die Situation verschärft – hier stieg die Zahl der Privatinsolvenzen um über 10 %. Mit Blick auf 2025 erwarten Experten eine weitere Zunahme. Höhere Mieten und anhaltend hohe Kosten könnten die Zahl der Fälle erstmals über die Marke von 100.000 treiben.
Arbeitsmarkt unter Druck: 175.000 mehr Arbeitslose als im Vorjahr
Parallel zur wachsenden Zahl der Insolvenzen verschärft sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Im Februar 2025 waren knapp drei Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos – ein Anstieg um 175.000 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Während die Arbeitslosenquote bei 6,4 % stagnierte, zeigt sich die konjunkturelle Schwäche deutlich.
„Die wirtschaftliche Flaute hinterlässt auch im Februar Spuren auf dem Arbeitsmarkt“, bestätigt Daniel Terzenbach von der Bundesagentur für Arbeit. Saisonbereinigt stieg die Zahl der Erwerbslosen sogar leicht um rund 5.000. Besonders besorgniserregend ist der Rückgang an offenen Stellen: Die Nachfrage nach Arbeitskräften schrumpfte innerhalb eines Jahres um 67.000 auf 639.000 ausgeschriebene Stellen.
Mehr Kurzarbeit, weniger Beschäftigungsperspektiven
Auch bei der Kurzarbeit zeigen sich Anzeichen wirtschaftlicher Unsicherheit. Im Dezember 2024 bezogen 222.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld – ein weiterhin hohes Niveau. Zudem meldeten Unternehmen allein im Februar für weitere 55.000 Arbeitnehmer Kurzarbeit an. Zwar bleibt das Niveau weit unter dem Höchststand der Corona-Pandemie, doch die anhaltende Inanspruchnahme dieses Instruments deutet auf eine fragile Wirtschaftslage hin.
Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten leicht um 12.000 auf 35 Millionen Menschen stieg, hat die wirtschaftliche Unsicherheit längst viele Unternehmen erfasst. Mit einer anhaltenden Schwächephase der Konjunktur und weiter steigenden Insolvenzen wächst die Sorge vor einer sich vertiefenden Wirtschaftskrise.
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