Franzosen trinken keinen Bordeauxwein mehr: Krise treibt Winzer in den Ruin
Die renommierten Bordeauxweine verlieren rapide an Beliebtheit. Die Lage in der traditionsreichen Weinregion ist düster. Immer mehr französische Winzer treibt es in den finanziellen Ruin.
Der Falsche Mehltau – ein zerstörerischer Pilz – breitete sich heuer aufgrund des feucht-heißen Frühsommers rasant aus und dezimierte die Ernte. Winzer in Bordeaux stehen vor dem finanziellen Abgrund. Die Region meldet, dass 90 Prozent der Weinstöcke 2023 von der Krankheit betroffen sind.
Doch der Mehltau ist nur ein Teil des Problems: Der Markt für Bordeauxwein bricht rapide ein – denn kaum jemand will ihn mehr trinken. Der Geschmack der Kunden hat sich verändert, und die Erwartungen an den Bioanbau wachsen. Frankreich erlebt einen Kulturbruch.
Bordeaux-Krise: Zwei Winzer haben sich schon das Leben genommen
Die Bordeauxkrise trifft auch die Wirtschaft der Region schwer. 5300 Betriebe sorgen hier für beachtliche 60.000 Arbeitsplätze. Sogar die renommiertesten Güter wie Château Lafite Rothschild, Margaux und Cheval Blanc leiden unter der Flaute. Die Keller sind voll, die Kassen leer – die Produktionskosten steigen, während die Erlöse sinken. In den vergangenen Monaten hätten sich schon zwei Winzer das Leben genommen, berichtete ein Weinbauer dem „Spiegel“.
Die Krise hat das französische Weingebiet regelrecht umgepflügt: Hunderttausende Hektoliter überschüssigen Weins werden in diesem Herbst zu Industriealkohol und Desinfektionsmittel destilliert. Auf 9200 Hektar der 108.000 Hektar großen Rebfläche sollen die Weinstöcke jetzt ausgerissen werden.
Die Wein-Flaute könnte die Zahl der Betriebe drastisch reduzieren, schätzt Jean-Marie Cardebat, Professor an der Universität Bordeaux und Präsident des europäischen Verbands der Weinökonomen. Die aktuelle Situation wurde durch übermäßiges Wachstum ausgelöst: Bordeaux habe seine Anbaufläche massiv ausgebaut, als der Weinboom in China seinen Höhepunkt erreichte, erklärt sie dem „Spiegel“. Doch jetzt wenden sich die Chinesen vom Bordeaux ab – und die Weinexporte sind drastisch gesunken.
Franzosen trinken immer weniger Wein
Auch auf dem heimischen Markt hat Bordeaux mit Problemen zu kämpfen. Wein gehört für immer weniger Franzosen zum Essen dazu. Jüngere Verbraucher bevorzugen leichte, frische Tropfen, während schwere Weine immer unbeliebter werden.
Die Krise zeigt, dass Bordeaux sich grundlegend ändern muss. Neue Sorten und der verstärkte Einsatz von Bioanbau könnten die Zukunft sein. Die Klimaerwärmung stellt eine zusätzliche Bedrohung dar, da hohe Temperaturen den Weinbau beeinträchtigen. Trotz all der Herausforderungen kämpfen die Winzer in Bordeaux weiter.
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