Gas billig wie vor einem Jahr – aber Wien Energie zockt weiter ab
Nach seinem Höhenflug hat sich der Gaspreis wieder beruhigt: Er ist zurzeit genauso hoch wie vor der Ukraine-Invasion. Die Verbraucher bemerken von dieser Abkühlung auf den Märkten allerdings nichts. Sie werden vor Weihnachten mit Gaspreisen in beispiellosen Rekordhöhen erschlagen.
Der Gaspreis ist zurzeit wieder auf dem Stand von Anfang Februar, gut drei Wochen vor der Ukraine-Invasion. Dafür gibt es mehrere Gründe, durchaus erfreuliche. Keinen Grund zur Freude haben unterdessen die Verbraucher. Die Stromanbieter in den Bundesländern wie Wien Energie schockieren sämtliche Kunden kurz vor Weihnachten mit horrenden Gas-Rechnungen. Dem eXXpress liegen Vorauszahlungen vor, die mehr als das Zehnfache der ansonsten üblichen Kosten betragen.
Gaspreis innerhalb von zwei Wochen beinahe halbiert
Dabei hat sich die Lage auf dem niederländischen Handelsplatz TTF beruhigt. Der Gaspreis sank zuletzt mit einem Minus von 7,5 Prozent auf 85 Euro je Megawattstunde. Noch am 8. Dezember war er bei mehr als 150 Euro gelegen. Innerhalb von zwei Wochen hat sich der Terminmarkt-Gaspreis somit beinahe halbiert. Im August war der Höhepunkt mit unglaublichen 342 Euro erreicht worden.
Dass der Gaspreis nach der Ukraine-Invasion zunächst kräftig in die Höhe geschossen, war für die Anbieter nicht ganz so überraschend, wie zuweilen behauptet: Eine steigende Tendenz war bereits Ende 2021 bemerkbar gewesen. So war der Preis Mitte Dezember 2021 – vor genau einem Jahr – für kurze Zeit schon einmal auf 130 Euro geschnellt.
Höhe Füllstände, weniger Nachfrage, mehr Flüssiggas
Laut Bloomberg steuert der europäische Gaspreis nun auf den stärksten Wochenrückgang seit September zu. Das sei auch auf das milde Wetter zurückzuführen, das während der Weihnachtszeit anhalten soll. Bis Anfang Jänner soll es in Teilen Mittel- und Südeuropas für die Jahreszeit untypisch warm sein.
Darüber hinaus haben sich die Füllstände in vielen Ländern, zum Beispiel in Deutschland, verbessert. In Summe tragen ein reichliches Angebot an Flüssiggas (LNG), überdurchschnittlich hohe Füllstände der Gasspeicher und eine typische Verlangsamung der industriellen Nachfrage zum Jahresende zum Preisrückgang bei.
Unerhörte Vorauszahlungen für 2023 belasten die Gas-Kunden
Gewaschen haben sich für sämtliche Gas-Verbraucher dafür die Vorauszahlungen für das erste Quartal 2023. Ein Familienvater etwa berichtet von 4100 Euro, die er nun für die kommenden drei Monate zahlen muss. Bisher waren es immer etwas mehr als 300 Euro, die er für das Heizen seiner Wohnung hinblättern musste. Der Betrag ist diesmal also 13 Mal so hoch wie sonst – ohne Begründung oder Aufstellung der Kosten. Mehr geheizt als in den vergangenen Jahren hat er auch nicht.
Wenig verwunderlich werden die Schlangen beim Service-Center der Wiener Stadtwerke seit Wochen immer länger und reichen mittlerweile bis zur U-Bahn-Station. Per Telefon erreicht man bei Wien Energie ohnehin niemanden mehr, die Telefonleitung ist komplett überlastet.
Sämtliche Menschen wissen nicht mehr, wie sie die Summen bezahlen sollen. Besonders bedrückend: Die neuen Rechnungen erreichten viele ohne Vorwarnung, was die Vertrauensbasis belastet – höflich formuliert. Konsumentenschützer Peter Kolba vom Verbraucherschutzvereines weist gegenüber dem eXXpress darauf hin, dass die Preise gemäß der Gesetzeslage eigentlich nicht diese Höhe betragen dürften. Seit Dezember ist die Gaspreis-Bremse in Kraft.
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