Seit dem Ausbruch der Coronapandemie ist Home-Office in vielen Unternehmen auf der ganzen Welt Gang und Gäbe. Dabei finden sich ebenso Vorteile wie Nachteile, und vor allem in Chefetagen herrscht oft Uneinigkeit darüber, ob remote working der Produktivität von Mitarbeitern zuträglich ist oder ob es doch mehr Ablenkungen gibt als im Büro. Einer, der wohl definitiv kein Fan des Home-Office ist, ist Vishal Garg, der CEO der Hypotheken-Firma “better.com”. Garg ist offenbar überzeugt davon, dass seine Mitarbeiter – oder zumindest ein großer Teil von ihnen – nichts oder nur zu wenig leistet, wenn sie von zuhause aus arbeiten. Und darum hat er Konsequenzen gezogen – und diese seinen Mitarbeitern ebenfalls im Home-Office überbracht. Er hat 900 seiner Mitarbeiter in einer Massenkündigung via Zoom-Meeting gekündigt.

"Wenn ihr in diesem Videocall seid, ist euer Arbeitsverhältnis ab sofort beendet."

“Wenn ihr in diesem Call seid, gehört ihr zur unglücklichen Gruppe, die gekündigt wird. Euer Arbeitsverhältnis hier ist ab sofort beendet”, kam Garg ohne große Umschweife zum Punkt. In dem Zoom-Meeting befanden sich über 900 seiner Mitarbeiter, was 9 Prozent der gesamten Belegschaft von better.com entspricht. Diese Entscheidung habe er getroffen, nachdem er die Produktivität seiner Mitarbeiter ausgewertet habe, und diese teils für äußerst mangelhaft befunden habe.

Garg sagt außerdem in dem Call, die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen. Das erste Mal, als er eine Massenkündigung aussprach, habe er danach geweint. Er hoffe dieses Mal stärker zu sein. Das ist ihm wohl gelungen, in dem Zoom-Meeting verzieht er keine Miene.

Vishal Garg, CEO von better.com, verzog keine Miene, als er 9 Prozent seiner Belegschaft kündigtebetter.com

"Ihr seid ein Haufen dummer Delfine"

Dass Vishal Garg allzu große moralische Skrupel hat,  900 seiner Mitarbeiter kurz vor Weihnachten ganz schnörkellos und ohne große Umschweife via Zoom-Meeting quasi auf die Straße zu setzen, ist allerdings eher schwer vorstellbar, wenn man die weiterführenden Informationen in Betracht zieht, welche “CNN” in der Berichterstattung zu dem Fall anführt. Denn das dürfte bei weitem nicht das erste Mal gewesen sein, dass der “better”-CEO im Umgang mit seinem Personal so einiges “better”, also besser, machen hätte können – und das ist sehr vorsichtig ausgedrückt. Wie aus einer E-Mail hervorgeht, welche Garg zu einem früheren Zeitpunkt an seine Belegschaft versendet hatte,  vergriff er sich dabei auch gern gehörig im Ton: “Ihr seid VERDAMMT NOCH MAL ZU LANGSAM. Ihr seid ein Haufen DUMMER DELFINE… ALSO HÖRT AUF. HÖRT AUF. HÖRT SOFORT AUF. IHR BLAMIERT MICH”, schrieb er damals in großen Lettern.

Und nicht nur das: Wenige Tage nachdem er die Massenkündigung via Zoom ausgesprochen hatte, machte Vishal Garg seinem Ärger über die vermeintliche “Unfähigkeit” seiner zu diesem Zeitpunkt bereits Ex-Mitarbeiter in einem Business-Netzwerk Luft. Er beleidigte sie und warf ihnen vor, sie das Unternehmen und damit auch Kollegen und Kunden bestohlen zu haben, da sie seinen Berechnungen zufolge im Homeoffice im Schnitt nur zwei Stunden pro Tag gearbeitet hätten. Dies treffe auf mindestens 250 Mitarbeiter zu, so Garg. Wie “unproduktiv” die restlichen 650 Mitarbeiter, die er ebenfalls via Zoom kündigte, waren, das verriet er nicht.