Doch hinter der Fassade stand ein fragiles Finanzgebäude. Nun hat einer der größten Autovermieter Deutschlands Insolvenz angemeldet.

Vom Aufsteiger zum Sanierungsfall

Noch vor wenigen Monaten hatte sich Starcar als echte Wachstumsstory präsentiert: Die Umsätze stiegen 2024 auf beeindruckende 510,6 Millionen Euro, ein Plus von fast 50 % gegenüber dem Vorjahr. Vorstandschef Jens Hilgerloh sprach damals selbstbewusst von einer erfolgreichen Expansion „trotz aller Herausforderungen“.

Doch die Realität holte das Unternehmen schneller ein, als erwartet. Am Amtsgericht Hamburg wurde nun ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet. Der erfahrene Sanierungsexperte Christoph Morgen wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Für die Belegschaft – rund 1.100 Beschäftigte, davon 615 in Vollzeit – wurde eine Insolvenzgeldvorfinanzierung eingeleitet, um Löhne und Gehälter zu sichern.

Das operative Geschäft soll vorerst weiterlaufen, die Mietstationen bleiben geöffnet. Doch hinter den Kulissen kämpft der Konzern ums Überleben.

Wachstum auf Pump

Laut internen Unterlagen, über die u.a. das Hamburger Abendblatt berichtet, hatte Starcar seine Expansion in den vergangenen Jahren weitgehend über Kredite finanziert. 2022 schloss die Starcar Europe Service Group AG ein Konsortialdarlehen über bis zu 240 Millionen Euro ab – gebunden an strikte Finanzauflagen.

Was als solide Wachstumsstrategie begann, entwickelte sich rasch zur Schuldenfalle. Steigende Zinsen, sinkende Margen und hohe Kosten für Fahrzeugbeschaffung und Wartung setzten das Unternehmen zunehmend unter Druck.

Die Konsortialbanken forderten Nachweise über die Einhaltung finanzieller Kennzahlen, die Starcar offenbar nicht mehr erfüllen konnte. Gespräche über eine Restrukturierung verliefen ergebnislos – der Insolvenzantrag war der letzte Ausweg.