Haselnusskrise in Italien: Warum Nutella bald zum Luxusprodukt werden könnte
Der Geschmack von Schokolade und gerösteten Haselnüssen gehört für viele zum Frühstück wie der Kaffee am Morgen. Doch genau diese Kombination könnte bald deutlich teurer werden.
In Italien, einem der wichtigsten Anbaugebiete für Haselnüsse, hat sich in diesem Jahr eine verheerende Erntekatastrophe ereignet. Die Erträge haben sich nahezu halbiert – und die Folgen für Hersteller wie Ferrero, den Produzenten von Nutella, könnten weitreichend sein. Experten warnen bereits vor einer Preiswelle.
Ernteausfälle historischen Ausmaßes
Was sich im Piemont, in Kampanien und auf Sizilien abspielt, hat die italienische Agrarwirtschaft kalt erwischt: Nur rund 70.000 Tonnen Haselnüsse konnten in diesem Jahr geerntet werden – nicht einmal die Hälfte des üblichen Durchschnitts von etwa 140.000 Tonnen.
Der Grund ist ein Zusammenspiel ungünstiger Wetterextreme: Unter anderem starke Regenfälle im Frühjahr haben die Bäume gecshwächt und sie anfälliger für Schädlinge wie die Haselnusswanze gemacht. Die Folgen sind sichtbar: Viele Nüsse reifen gar nicht erst aus, andere fallen frühzeitig zu Boden – wertlos für die Weiterverarbeitung.
Vom Klimawandel bis zur Schädlingsplage – doppelte Belastung für Bauern
Landwirte im Piemont sprechen von der schlechtesten Saison seit Jahrzehnten. „Wir verlieren nicht nur Menge, sondern auch Qualität“, klagen viele Produzenten. Während die Erträge schrumpfen, steigen die Kosten – für Bewässerung, Pflanzenschutz und die Bekämpfung von Insekten.
Doch Italien ist mit der Krise nicht allein. Auch die Türkei, die rund zwei Drittel der weltweiten Haselnussernte liefert, meldet massive Einbrüche von bis zu 50 %. Damit droht auf dem Weltmarkt ein Engpass, wie es ihn in dieser Größenordnung noch nie gab. Die Preise für Rohhaselnüsse sind bereits in die Höhe geschnellt – und die Lebensmittelindustrie spürt die Auswirkungen direkt.
Ferrero unter Druck: jede vierte Haselnuss landet im Nutella-Glas
Besonders betroffen ist der italienische Süßwarenriese Ferrero, der als weltgrößter Abnehmer von Haselnüssen gilt. Rund ein Viertel der globalen Ernte wird allein von Ferrero verarbeitet – in Klassikern wie „Nutella‟, „Kinder Bueno‟ oder „Rocher‟.
Die Geschichte von Nutella beginnt im Piemont, während der Nachkriegszeit. Der Konditor Pietro Ferrero entwickelte aus gemahlenen Haselnüssen, Zucker und etwas Öl eine günstige Schokoladenalternative. Heute gilt Nutella als weltweite Ikone italienischer Süßwarenkunst.
Doch nun könnte ausgerechnet das Erfolgsrezept, das Ferrero groß machte, zu seiner Achillesferse werden. Wenn die Haselnuss knapp und teuer wird, steht die gesamte Produktion auf der Kippe.
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