Historische Wende: Größte US-Zinserhöhung seit 22 Jahren ist durch
Die US-Notenbank Fed macht nun ernst: In den USA wurde am Mittwoch die größte Zinserhöhung seit 22 Jahren an – eine Anhebung von 0,5 Prozent beschlossen. Die Situation ähnelt den 1970er Jahren, als die Wirtschaft ebenfalls unter Stagflation litt. Der aktuelle Fed-Chef Powell gilt jedoch nicht als so tollkühn wie sein Vorgänger Volcker im Jahr 1979.
Es ist davon auszugehen, dass die Fed den Leitzins im Jahr 2022 in mehreren Schritten auf bis zu drei Prozent anheben wird, um der starken Teuerung entgegenzuwirken. Am Mittwoch wurde ein besonders kräftiger Schritt beschlossen: Der Leitzins wurde um 0,5 Prozent erhöht, der höchsten Anhebung seit 22 Jahren.
Die Bilanzsumme der Zentralbank (neun Billionen Dollar) soll ebenfalls rasch reduziert werden. Es werden keine Anleihen mehr gekauft oder ersetzt (Tapering).
Vergleichbare Situation mit 70er-Jahre
Auch in den 1970er-Jahren schlitterte die Wirtschaft in eine Stagflation: Das Wachstum geriet ins Stocken und die Inflationsrate pendelte sich im zweistelligen Bereich ein. Der Schuldenstand der USA war jedoch mit 827 Milliarden Dollar (32 Prozent des Bruttoinlandprodukts) deutlich geringer als im Jahr 2021. Zurzeit beträgt er30 Billionen (!) Dollar. Das entspricht 124 Prozent des BIP.
Inflation erst in Reagan-Ära im Griff
1979, als sich die Inflation im zweistelligen Bereich bewegte, erhielt die Fed einen neuen Chef: Paul Volcker, und der hob den Leitzins damals kräftig an, auf mehr als 20 Prozent. Es folgten zunächst Rezession und hohe Arbeitslosigkeit. Der wirtschaftsliberale Kandidat Ronald Reagan besiegte in den anschließenden US-Wahlen den amtierenden Präsidenten Jimmy Carter und wurde sein Nachfolger. Unter der „Reaganomics“ genannten Wirtschaftspolitik konnte die Teuerung eingedämmt werden und die USA erlebten einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Heute gilt die Fed als vorsichtiger, nicht zuletzt angesichts der gestiegenen Verschuldung. „Es ist naiv zu glauben, dass Jerome Powell ein neuer Paul Volcker ist“, sagt der deutsche Finanzmarktexperte Ronald Stöferle über den aktuellen Fed-Chef in der „Presse“. Die Märkte würden auch sehr sensibel auf eine straffere Geldpolitik reagieren.
Das zeigte sich auch, als die Fed heuer im März bereits mit den Zins-Erhöhungen begonnen hat: Für den Aktienmarkt folgte der schlimmste April seit langem, und auch die Anleihemärkte waren mit schweren Abschlägen ins Jahr gestartet. Der Krypto-Markt wies ein ähnliches Muster auf.
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