
Illegaler Zigarettenhandel verursacht Steuerausfälle in Milliardenhöhe
Der Handel mit illegalen und nicht versteuerten Zigaretten boomt – auch in Österreich. Wie ein neuer KPMG-Report zeigt, wächst der Schwarzmarkt europaweit rasant und verursacht massive Verluste für die öffentlichen Kassen. Organisierte Banden agieren immer professioneller.
Allein im Jahr 2024 wurden laut Bericht 52,2 Milliarden Zigaretten in Europa konsumiert, die entweder gefälscht oder unversteuert waren. Das entspricht einem Marktanteil von rund 10 Prozent. Auch in Österreich entgingen dem Staat durch den Schmuggel von 520 Millionen Zigaretten rund 115 Millionen Euro an Steuereinnahmen.
Drohnen, Onlinehandel, Zwangsarbeit – Schmuggel wird zum Hightech-Business
Ein Großteil der illegalen Ware stammt aus Ländern wie Albanien, Belarus, Nordmazedonien und der Türkei. Dort werden die Zigaretten häufig in illegalen Fabriken hergestellt, die zunehmend auf Zwangsarbeit setzen. Schmuggler nutzen inzwischen Drohnen und Onlinevertriebswege ein, um ihre Ware nach Europa zu bringen. Bei Razzien werden jedes Jahr mehr als 400 Millionen Zigaretten sichergestellt. Allein in Lettland wurden im Vorjahr bei einer einzigen Aktion 114 Millionen gefälschte Zigaretten entdeckt. „Der Schmuggel ist für organisierte Banden längst ein Milliardengeschäft“, stellte Philip-Morris-Österreich-Chefin Özlem Dikmen klar.
Fälscher zielen auf bekannte Marken: „Duty Free“ als Tarnung
Im Jahr 2024 trugen gefälschte Zigarettenpackungen Etiketten von mehr als 52 internationalen Marken. Besonders häufig wurden Marlboro, Winston, Lambert & Butler sowie Richmond kopiert. Erschreckend: Der Anteil von Fälschungen mit dem Aufdruck „Duty Free“ stieg um 3,2 Milliarden Stück – mittlerweile entfallen 60 Prozent der gefälschten Ware auf diese Kategorie.
Frankreich: Schwarzmarkt größer als der gesamte österreichische Markt
Insgesamt gingen den europäischen Staaten durch 2,61 Milliarden illegale Zigarettenpackungen etwa 19,4 Milliarden Euro an Steuereinnahmen verloren. Frankreich weist einen Schwarzmarktanteil von 38 Prozent auf – das sind mehr als 6 Milliarden Zigaretten über dem gesamten österreichischen Marktvolumen.
Auch in Irland ist die Lage dramatisch: 32 Prozent der konsumierten Zigaretten waren 2024 illegal oder nicht versteuert. In Großbritannien ging etwa jede vierte Zigarette am Fiskus vorbei. In Belgien führten Steuererhöhungen zu Mindereinnahmen von 24 Millionen Euro, während in den Niederlanden der Schwarzmarktanteil auf 18 Prozent stieg und die Verbrauchssteuern um 129 Millionen Euro einbrachen.
EU will Steuern erhöhen – Kritik aus Österreich
Trotz dieser Entwicklung setzt sich EU-Kommissar Woepke Hoekstra für eine europaweite Reform der Tabakbesteuerung ein – obwohl er als niederländischer Finanzminister selbst für die dortigen Erhöhungen mitverantwortlich war. Das sorgt für Kritik aus Österreich: „Die Zahlen zeigen: Überzogene Steuern bedeuten mehr Schmuggel, mehr organisierte Kriminalität und mehr illegale Netzwerke – Wir brauchen nationale Kontrolle über unsere Steuerpolitik – nicht Brüsseler Bevormundung“, betonte der FPÖ-Europaabgeordnete Roman Haider in einer schriftlichen Stellungnahme.
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