
Kehrtwende bei Mercedes: Hybrid statt Strom
Der Stuttgarter Autokonzern Mercedes-Benz vollzieht derzeit eine bemerkenswerte Kurskorrektur – weg von der einseitigen Fixierung auf die Elektromobilität, hin zu einem ausgewogeneren Ansatz, der auch Hybrid- und Verbrennungstechnologien miteinbezieht.

Mercedes hatte sich ambitionierte Ziele gesteckt: Ab 2030 wollte man ausschließlich elektrische Fahrzeuge verkaufen. Bereits ab 2025 sollten Elektrovarianten für sämtliche Modellreihen verfügbar sein. Doch von dieser Vision hat sich der Konzern vorerst verabschiedet. Interne Prognosen gehen inzwischen davon aus, dass der Anteil elektrischer und teilelektrischer Fahrzeuge bis zum Ende des Jahrzehnts kaum die 50 %-Marke überschreiten wird. Bereits 2024 hatte Mercedes angedeutet, dass man Investitionen in klassische Antriebstechnologien wieder in Betracht ziehen würde.
Im Mittelpunkt der neuen Strategie stehen nun vor allem Hybridfahrzeuge, die eine Brücke zwischen Verbrennungsmotor und E-Technologie schlagen sollen. Gegenüber dem Fachmagazin Auto, Motor und Sportmachte Vorstandschef Ola Källenius deutlich: „Die elektrifizierten Hightech-Verbrenner werden länger laufen, als wir es ursprünglich erwartet hatten.“
Einbruch bei Elektroverkäufen – besonders in China und Deutschland
Diese strategische Kehrtwende kommt nicht von ungefähr. Vor allem die schleppende Entwicklung bei vollelektrischen Modellen zwingt Mercedes zum Handeln. Im Jahr 2024 verkaufte der Konzern weltweit 23 % weniger Elektrofahrzeuge als im Jahr zuvor. Besonders dramatisch war der Rückgang in China und auf dem heimischen Markt – zwei Schlüsselmärkte für die Elektromobilität.
Gewinn bricht um fast ein Drittel ein
Die rückläufige Nachfrage schlug sich auch in den Geschäftszahlen nieder. Der Gewinn schrumpfte um 28 % auf 10,4 Milliarden Euro, der Umsatz sank um 4,5 % auf 145,6 Milliarden Euro.
Wirtschaftliche Realität holt die Branche ein
Die Kurskorrektur bei Mercedes ist kein isoliertes Phänomen – vielmehr zeigt sie einen branchenweiten Trend. Immer mehr Hersteller verabschieden sich stillschweigend von der reinen E-Strategie.
Auch BMW setzt längst auf ein gemischtes Antriebsspektrum und bietet neben Stromern weiterhin Verbrenner und Plug-in-Hybride an. Noch deutlicher wird dieser technologische Pragmatismus bei Toyota. Der japanische Autoriese investiert gezielt in zukunftsfähige Verbrennungstechnologien, die mit alternativen Kraftstoffen wie E-Fuels oder Wasserstoff betrieben werden können.
Kommentare