
Katar schickt kein Gas mehr: Rebellen blockieren Lieferung
Vom Regen in die Traufe: Mit den Russland-Sanktionen verlor Deutschlands Industrie ihren billigsten Erdgas-Lieferanten Gazprom. Seither setzt die Bundesrepublik auf Flüssiggas aus Katar – das nun aber wegen der Houthi-Angriffe nicht länger über den Suezkanal geliefert werden kann. Neue Kosten und Verzögerungen drohen.

Deutschland will sich vom billigen russischen Erdgas befreien. Eine Schlüsselrolle spielt dabei Flüssigerdgas (LNG) aus Katar. Berlin setzt nun ganz auf per Schiff geliefertes LNG aus dem Emirat. Nun, angesichts der sich häufenden Angriffe der Houthi-Rebellen auf Frachter im Roten Meer, stößt der Deal auf erhebliche Probleme. Deutschland stehen Verzögerungen und noch höhere Lieferkosten als bisher bevor.
Kürzeste Schiffsroute nach Europa nicht länger sicher
Die Houthi-Kämpfer im Jemen haben sich mit der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen solidarisiert und beschießen wiederholt Schiffe vor ihrer Küste. Die Folgen für den Welthandel sind massiv. Reedereien meiden die Route über das Rote Meer, den Suezkanal und das Mittelmeer. Der Suezkanal ist ein besonders wichtiges Nadelöhr der Weltwirtschaft. Durch ihn verläuft die kürzeste Schiffsverbindung zwischen Südostasien und Europa. Rund zwölf Prozent des weltweiten Seeverkehrs gehen durch den Kanal. Doch nun will Katar nicht länger über diese gefährliche Strecke Deutschland mit Flüssiggas versorgen, wie Insider verraten.

Berlin hofft auf zwei Millionen Tonnen LNG pro Jahr aus Katar
Ende 2022 hatte die Bundesregierung eine Vereinbarung mit dem ostasiatischen Land getroffen, der zufolge ab 2026 jährlich zwei Millionen Tonnen LNG per Schiff nach Deutschland gebracht werden. Bisher dauerte die Fahrt für Öltanker aus dem Persischen Golf nach Europa 18 Tage.

Doch nun leiten immer mehr Reedereien – und offenbar auch bald Katar – ihre Schiffe über einen massiven Umweg nach Europa, nämlich über das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. Die Verzögerung ist erheblich. Zu den 18 Tagen Lieferzeit kommen weitere neun hinzu.
Mit anderen Worten: Die Strecke wird deutlich länger – und damit teurer. Das sind schlechte Nachrichten für Deutschland, dessen Industrie bisher vom billigen Gas aus Russland profitiert hat. Nun dürfte LNG künftig beinahe einen Monat bis zum deutschen Hafen in Brunsbüttel benötigen. Unter höheren Kosten, Gebühren und Verzögerungen leiden bereits Unternehmen wie Tesla, Volvo und Suzuki – samt Beeinträchtigungen der Produktion.
Katar leitet seine beladenen Schiffe bereits um
Katar hat bereits mit dem Umleiten seiner Schiffe begonnen. Wegen der unsicheren Lage im Roten Meer schickt das Emirat Katar vorerst keine mit Flüssigerdgas beladenen Schiffe mehr durch den Suezkanal, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, unter Berufung auf einen hochrangigen Insider.
Das Finanzportal Onvista berichtet: „Schiffsdaten des Unternehmens LSEG zufolge waren aus Katar drei Tanker mit LNG an Bord auf dem Weg zum Suezkanal, als sie am Sonntag vor dem Oman stoppten. Ein viertes Schiff auf dem Rückweg nach Katar unterbrach seine Fahrt demnach bereits am Samstag im Roten Meer.“ QatarEnergy und die Regierung des Emirats wollte vorerst keine Stellungnahme dazu abgeben.
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