Mehr als zwei Jahrzehnte Bauzeit, 130 Kilometer neue Strecke, 50 Tunnelkilometer, 23 Bahnhöfe und über 100 Brücken – die Koralmbahn ist eines der größten europäischen Infrastrukturprojekte. Am Dienstag präsentierten die ÖBB stolz ihre Bilanz: 5,9 Milliarden Euro habe der Bau gekostet und damit exakt so viel, wie einst prognostiziert wurde.

Milliardeninvestition mit ungewissem Nutzen

Die ÖBB betonen den volkswirtschaftlichen Mehrwert: Jeder investierte Euro bringe laut interner Studie 1,44 Euro an Wertschöpfung. Rund 75 % davon seien an Klein- und Mittelbetriebe geflossen, während 53 % der Investitionen über Steuern und Abgaben wieder zurück in die Staatskasse gelangten.

Diese Zahlen klingen positiv – doch Kritiker erinnern daran, dass derartige Berechnungen meist auf Modellannahmen beruhen, die langfristige Risiken ausblenden. Wenn die Instandhaltungskosten, steigende Energiepreise und mögliche Nachrüstungen eingerechnet werden, könnte die vermeintliche „Punktlandung“ rasch zu einem milliardenschweren Dauerposten werden.

Ein Prestigeprojekt mit politischer Sprengkraft

In Zeiten, in denen Gemeinden über knappe Budgets klagen und andere wichtige Projekte auf Eis gelegt werden, steht die Koralmbahn sinnbildlich für ein strukturelles Problem: die wachsende Diskrepanz zwischen staatlichen Visionen und finanzieller Realität. Während die ÖBB von Effizienz und Zukunftsfähigkeit sprechen, bleibt offen, ob sich das Prestigeprojekt langfristig rechnet – oder ob es sich als kostspieliger Luxus erweist, der in
Zeiten leerer Staatskassen zum Symbol eines überdehnten Infrastrukturwahns wird.