Krieg wäre Chaos: Taiwan versorgt die gesamte Welt mit Chips
Taiwans möglicherweise wichtigster Garant für seine Unabhängigkeit ist nicht seine Armee, das sind seine Chiphersteller. Der Inselstaat versorgt die gesamte Welt mit Chips, und ohne die funktioniert gar nichts mehr. Ein Krieg würde die Weltwirtschaft – China inklusive – in ein heilloses Chaos stürzen.
Die gesamte Weltwirtschaft hat Grund, einen Krieg zwischen China und Taiwan zu fürchten. Das liegt nicht nur an der zentralen Bedeutung der chinesischen Volkswirtschaft – der eXXpress berichtete – sondern auch an Taiwan. Der Inselstaat ist nämlich Sitz der weltweit wichtigsten Auftragsfertiger für Computerchips. Allein beim Unternehmen Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) lassen US-Hersteller wie Apple, AMD, NVIDIA und Intel Prozessoren für Smartphones, Laptops und Grafikkarten produzieren.
Auch China lässt in Taiwan Chips produzieren
Selbst China ist auf Taiwan angewiesen und lässt hier Chips produzieren. Das Wall Street Journal kommentiert: “Die Welt hängt von einem einzigen Chiphersteller in Taiwan ab.”
Der Erfolg des Unternehmens basiert auf einem schlauen Modell: Das, was eine Druckerei für Medienhäuser ist, das ist TSMC für Hersteller von Smartphones, Laptops oder Grafikkarten. Es entwickelt keine eigenen Chips, Smartphones, Rechner, sondern betreibt ausschließlich die Produktionsanlagen, um Halbleiter zu fertigen. Produziert wird wie aus aller Welt gewünscht. Jedes Unternehmen braucht andere Chips. Taiwans Chip-Hersteller sind Auftragsfertiger.
Ursache des Chipmangels der Autoindustrie
Der Betrieb von TMSC-Fabriken ist allerdings sehr teuer und zahlt sich nur aus, wenn die Fabriken fast 100 Prozent ausgelastet sind. Effektivität und Schnelligkeit gelten als Erfolgsgeheimnis. Damit hängt auch der jetzige Chipmangel zusammen, wie das Online-Magazin “Tichys Einblick” festhält: “Autohersteller hatten aufgrund des Produktionsrückgangs während der Coronakrise weniger Chips bestellt, dafür die Hersteller von Unterhaltungselektronik wie Fernseher und Playstations deutlich mehr. Als die Autohersteller plötzlich feststellten, dass sie dringend Chips benötigten, konnten die Hersteller nicht liefern, weil die Produktion bereits verkauft war.”
Nichts funktioniert mehr ohne Computerchips, ob Mobilfunknetze, autonomes Fahren oder Big Data.
TSMC lässt sich nicht mit Gewalt kontrollieren
Dank großer und hocheffizienter Strukturen konnten die Taiwanesen darüber hinaus die Kosten deutlich senken. Das “ließ die Preise für Chips purzeln, deren Leistung vervielfachen und erlaubte es letztlich, günstige Smartphones, Laptops und Unterhaltungselektronik herzustellen.”
Die Chip-Produktion in Taiwan könnte den Inselstaat – noch mehr als die Armee – am Ende vor einer Invasion Chinas bewahren, denn die hätte am Ende nur Verlierer. Niemand könne TSMC mit Gewalt kontrollieren, sagt der Vorstandsvorsitzende Mark Liu gegenüber CNN. Wenn jemand mit militärischer Gewalt eindringe, seien die Halbleiterwerke nicht mehr betriebsfähig. Die hochentwickelten Produktionsanlagen brauchen die Echtzeitanbindung – “von Materialien über Chemikalien bis hin zu Ersatzteilen, technischer Software und Diagnose”.
Mit anderen Worten: Eine Unterbrechung der Lieferungen von Chips würde weltweit ein beispielloses Chaos anrichten – für alle. “Taiwan braucht eigentlich keine Armee, das Land ist als Lieferant der Herzen der Rechner unersetzbar für die Wirtschaft der Welt – auf allen Seiten des politischen Spektrums”, meint Tichys Einblick.
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