Securing Energy for Europe GmbH (SEFE) wird mit deutschen Steuergeldern unterstützt. Anfang nächsten Monats will das ehemalige Tochterunternehmen des russischen Gasriesen Gazprom PJSC russisches LNG aus der Yamal-Anlage in Sibirien laden. Deutschland hatte SEFE im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der Energiekrise Europas verstaatlicht.

Obwohl die Fracht für Indien bestimmt ist, löst ein Geschäft eines deutschen Staatsunternehmens mit Russland Besorgnis aus, schreibt Bloomberg. Es bestehe hier ein Widerspruch zu Deutschlands Versprechen, in Folge des Ukraine-Krieges kein russisches Gas mehr zu handeln.

„Widerspricht allem, was Regierung bisher gesagt hat“

Der Parlamentsabgeordnete Christian Leye von der Oppositionspartei Die Linke meinte gegenüber Bloomberg, dass dies „so ziemlich allem widerspricht, was die deutsche Regierung in der Vergangenheit zu diesem Thema gesagt hat“. Er fügte hinzu, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland offenbar nicht so einfach zu lösen seien, wie es die Politiker darstellen würden.

SEFE soll die russische Fracht am 1. Oktober in Belgien übernehmen und später im Monat nach Indien liefern. „Deutsche Häfen sind an diesem Prozess nicht beteiligt, ebenso wenig wie europäische oder deutsche Gasnetze“, sagte ein Unternehmenssprecher.

Langfristiger Vertrag mit Yamal in Sibirien

Das deutsche Unternehmen hat einen langfristigen Vertrag betreffenden lieferungen von Yamal LNG und separate langfristige Verpflichtungen zur Belieferung von GAIL Ltd. in Indien.

Nach der Übernahme von SEFE durch Deutschland verhängte Moskau selbst zunächst Sanktionen gegen das Unternehmen und stoppte seinen Zugang zu russischem LNG. Im Juni lockerte Russland sein Verbot von LNG-Lieferungen an die ehemalige Gazprom-Einheit.

Kritiker fordern Auflösung des Vertrags

Kritiker möchten nun wissen, warum Deutschland die Lieferung zulässt, obwohl es offiziell seit Monaten erklärt, russisches LNG zu meiden. Constantin Zerger, Leiter der Abteilung Energieklima bei der Umweltaktionsgruppe, forderte in einer Erklärung, dass der Handel mit russischem LNG sofort gestoppt werden müsse.

Auch ein hochrangiger Beamter des deutschen Wirtschaftsministeriums, Philipp Steinberg, verlangte, dass SEFE seine Vereinbarung zur Lieferung von LNG aus Russland auflösen sollte. Andernfalls würden die Kontroversen über die Verbindungen des Unternehmens zunehmen. Dieser Vertrag müsse „so schnell wie möglich beendet werden“, erklärte Steinberg auf einer sozialen Medienplattform .

Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums teilte am Montag mit, dass sie keine Details darüber geben könne, wie SEFEs Vertrag zur Handhabung von russischem LNG gekündigt werden könnte. Eine Überprüfung sei aber im Gange.