„Krypto-Eiszeit“: Seit FTX-Kollaps zittern Beschäftigte der Branche
Mit der Pleite der Kryptowährungsbörse FTX hat ihr Gründer und ehemaliger CEO Sam Bankman-Fried eine gesamte Branche in eine schwere Krise gestürzt. Das schlägt sich bisher vor allem in massenhaften Kündigungen nieder.
Der Kollaps der Kryptobörse FTX hat das Vertrauen der Anleger in Bitcoin & Co nachhaltig erschüttert. Dies schlägt sich in den Bilanzen zahlreicher Firmen aus dem Bereich nieder, die darauf mit groß angelegten Kündigungen reagieren. “Personalabbau wird diesen Technologiefirmen bei der Lösung des zugrundeliegenden Problems nicht helfen, Produkte anzubieten, die einen Mehrwert bieten”, kritisiert Joshua Chu, Risikovorstand bei den Unternehmen XBE, Coinllectibles and Marvion.
Krypto-Firmen bauen 20 bis 30 Prozent der Belegschaft ab
Diese beschäftigen sich mit der Blockchain-Technologie, auf denen Cyberdevisen basieren. Dennoch sucht der Sektor sein Heil bisher vor allem in Stellenstreichungen. So will etwa Huobi eigenen Angaben zufolge rund 20 Prozent der Belegschaft kündigen. Die Quote stehe aber noch nicht fest. Nach Aussagen von Justin Sun, Mitglied im Beratergremium der Firma und Gründer des Krypto-Tokens Tron, beschäftigt die Kryptobörse 1100 Personen.
Wenige Stunden zuvor hatte die Kryptobank Genesis, die im Zuge des Zusammenbruchs der Börse FTX im November 2022 in Schieflage geraten war, bekannt gegeben, in der zweiten Kündigungsrunde binnen sechs Monaten 30 Prozent der Jobs abzubauen. Man arbeite an einer Lösung für das kriselnde Geldverleihgeschäft, benötige hierfür aber mehr Zeit.
2022 – das bisher schlimmste Jahr
Konkurrent Silvergate will 200 Stellen streichen. Das sind 40 Prozent der Belegschaft. In den vergangenen Monaten haben Kunden mehr als 8 Milliarden Dollar (7,6 Milliarden Euro) ihrer zuvor insgesamt rund 12 Milliarden Dollar schweren Einlagen bei der Kryptobank abgezogen.
Auch für die Halter digitaler Münzen war 2022 ein Jahr zum Vergessen: Die älteste und wichtigste Cyberdevise Bitcoin verlor binnen zwölf Monaten 65 Prozent. Das war das schwärzeste Jahr seit 2018 und das zweitschlechteste seit der Einführung 2008. Zeitweise notierte Bitcoin auf einem Zwei-Jahres-Tief von 16.224 Dollar. Bei Ethereum, der Nummer zwei der Kryptowährungsbranche, lief es so schlecht wie nie. Hier summierte sich das Minus auf mehr als 67 Prozent.
Krypto-Investoren vertrauen weiterhin ihren Anlagen
Dennoch betrachtet die Mehrheit der Krypto-Investoren im deutschsprachigen Raum ihre Anlagen einer Umfrage zufolge als sicher. Gleichzeitig nutzten “Wale” die aktuellen Kursrücksetzer verstärkt zum Kauf, erläutert Analyst Marcus Sotiriou vom Brokerhaus GlobalBlock. Investoren mit mehr als 1.000 Bitcoin in ihrem Portfolio werden im Branchenjargon “Wale” genannt. Kleinanleger mit weniger als einem Bitcoin heißen “Garnelen”.
Mittelfristig würden technische Innovationen die Verunsicherung und die Belastungen durch die schwächelnde Konjunktur, die Inflation und steigende Zinsen aufwiegen, prognostiziert Jack Tan, Mitgründer der Handelsplattform Woo X. Er verweist unter anderem auf das erfolgreiche Software-Update “The Merge” für Ethereum. Es verringert den Energieverbrauch für die Abwicklung von Transaktionen drastisch und beschleunigt sie.
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