Volker Freytag, Winzer in Neustadt an der Weinstraße, kämpft mit den wirtschaftlichen Folgen dieser Entwicklung. Seine Reben, die später in Weinbergen europaweit gepflanzt werden, verlangen nach intensiver Handarbeit – Arbeit, die bislang weder Maschinen noch Software ersetzen können. Doch diese Handarbeit wird zunehmend zum Luxus. „Das bedeutet, dass wir Schwierigkeiten haben, konkurrenzfähig zu sein“, sagt Freytag im Gespräch mit der tagesschau.

Freytags Rechnung ist klar: Bei einem Mindestlohn von 15 Euro stiegen die tatsächlichen Kosten pro Arbeitsstunde – inklusive Sozialabgaben und Wohnraum – auf etwa 20 Euro.

Mindestlohn treibt Preise – ohne echten Nutzen

In der Praxis sorgt diese Dynamik für eine gefährliche Entwicklung: Steigende Löhne führen zu steigenden Preisen für Lebensmittel – doch bei den Beschäftigten kommt davon oft kaum etwas an. Ökonomisch betrachtet droht hier die klassische Lohn-Preis-Spirale: Höhere Mindestlöhne erhöhen die Produktionskosten, die Preise steigen, was wiederum neue Forderungen nach höheren Löhnen befeuert. Gerade in preissensiblen Branchen wie der Landwirtschaft ist dieses Gleichgewicht besonders fragil.

Rückzug vom Acker

Auch Johannes Zehfuß, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd, warnt: Besonders arbeitsintensive Kulturen wie Spargel oder Salat seien bei diesen Lohnkosten kaum mehr wirtschaftlich tragbar. „Wir haben alle Kulturen, bei denen viel Handarbeit nötig ist, aus dem Anbau genommen“, berichtet Zehfuß. Der Trend zur Aufgabe ganzer Betriebszweige scheint unaufhaltsam.