Inmitten dieser angespannten Lage hat der deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied einen radikalen Wandel in der Agrarpolitik gefordert. Mit deutlichen Worten rief Rukwied am Donnerstagabend zu einem Kurswechsel auf. „Wir brauchen einen grundsätzlichen Neustart“, betonte er und mahnte einen wirksamen Bürokratieabbau für die Betriebe an. Laut Rukwied ist die aktuelle Überregulierung eine der größten Hürden für die Landwirtschaft in Deutschland. Angesichts der wachsenden Herausforderungen sei es essenziell, den Landwirten den nötigen Handlungsspielraum zu gewähren, um ihre Aufgaben effektiv zu erfüllen.

Rukwied hob die Bedeutung der Landwirtschaft als Stabilitätsfaktor hervor: „Ernährungssicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist ein Garant für politische und gesellschaftliche Stabilität.“ Gleichzeitig warnte er vor einer wachsenden Abhängigkeit von Lebensmittelimporten. „Es ist unsere Pflicht, die Versorgung mit heimischen Produkten sicherzustellen.“

Maul- und Klauenseuche: Ein wirtschaftlicher Schock

Während die Grüne Woche in den Startlöchern steht, hat der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche das Agrarland Deutschland erschüttert. Nach Jahrzehnten ohne Fälle wurde die Seuche vor einer Woche auf einem Hof in Brandenburg festgestellt. Drei Wasserbüffel starben an der Krankheit. Die Folgen sind gravierend: Länder wie Südkorea, Mexiko und Großbritannien haben die Einfuhr von Fleisch- und Milchprodukten aus Deutschland gestoppt.

Der Deutsche Raiffeisenverband schätzt den bisherigen Umsatzverlust entlang der Wertschöpfungskette auf über eine Milliarde Euro. „Unternehmen aus EU-Ländern meiden aus Unsicherheit derzeit deutsche Produkte“, erklärte Jörg Migende, Hauptgeschäftsführer des Verbands, in der ARD. Auch Verwerfungen im EU-Binnenmarkt tragen zur Zuspitzung der Lage bei.

Die Auswirkungen der Seuche sind auch auf der Grünen Woche spürbar. Rund 1.500 Aussteller aus fast 60 Ländern präsentieren zwar ihre Produkte, doch auf die Ausstellung von Rindern, Schweinen oder Schafen wird dieses Jahr verzichtet. Trotzdem will die Messe mit über 300 Veranstaltungen Raum für Diskussionen zu den drängendsten Themen der Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft bieten.

Ein Appell an die Politik

Joachim Rukwied nutzte die Bühne der Grünen Woche, um eindringlich vor den Folgen einer falsch ausgerichteten Agrarpolitik zu warnen. Angesichts der aktuellen Krisen fordert er nicht nur einen Politikwechsel, sondern auch mehr Unterstützung für die Landwirte, die tagtäglich für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung sorgen. Sein Appell: Weniger Bürokratie, mehr Handlungsspielraum und ein klares Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft.