Für deutliche Kritik sorgt ein Auftritt von Ex-EU-Kommissar Franz Fischler im ORF. Er hatte sinngemäß behauptet, Ackerbauern seien „großzügig gerechnet“ nur rund 30 Tage im Jahr beschäftigt – und stellte in diesem Zusammenhang die Berechtigung eines durchschnittlichen Einkommens infrage. Beim Niederösterreichischen Bauernbund stößt diese Darstellung auf Unverständnis. Direktor Paul Nemecek spricht im Gespräch mit exxpress von „letztklassigen“ und „realitätsfernen“ Aussagen: Landwirte arbeiteten das ganze Jahr über, um Österreich täglich mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen – vom Saatbett über Pflegearbeiten bis zur Ernte und Lagerung.

Nemecek kündigt zudem ein Nachspiel im ORF an: Der Beschwerdeausschuss des Publikumsrats solle sich mit dem Auftritt befassen. Es gehe um das Objektivitätsgebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der verpflichtet sei, sorgfältig zu berichten und strittige Aussagen einzuordnen. Solche Zuspitzungen, so Nemecek, würden der Realität am Feld nicht gerecht.

Ex-EU-Kommissar Franz FischlerAPA/HANS KLAUS TECHT

In der Sache betont der Bauernbunddirektor: Landwirtschaft sei ein unternehmerischer Ganzjahresbetrieb – mit Witterungsrisiken, Investitionen, Auflagen und einem hohen Maß an persönlicher Verantwortung. Gerade in der Erntezeit arbeiteten viele Betriebe an der Belastungsgrenze, um Versorgungssicherheit zu garantieren. Sein Anliegen: eine faire, respektvolle Darstellung der Arbeit am Land – und eine sachliche Debatte über Rahmenbedingungen, die Betriebe zukunftsfähig halten. „Anerkennung statt Pauschalverurteilung“, so Nemecek, sei jetzt das Gebot der Stunde.