Mercedes soll effizienter und profitabler werden, doch der Preis dafür ist hoch. Källenius will allein in Deutschland die Produktion um 100.000 Fahrzeuge pro Jahr reduzieren, Personalkosten senken und Projekte auslagern. Besonders empfindlich trifft die Belegschaft die geplante Kürzung von Gewinnbeteiligungen, Jubiläumszahlungen und Tariferhöhungen. Die Gewerkschaften reagieren scharf: „Die Fehlentscheidungen des Managements dürfen nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden“, heißt es aus dem Betriebsrat aus Stuttgart-Untertürkheim.

Die Arbeitnehmervertreter kritisieren zudem die Fehleinschätzung des Managements bei der Entwicklung neuer Antriebe. Während Mercedes annahm, dass der Personalbedarf für Verbrennungsmotoren sinken und bei Hybrid- sowie Elektroantrieben steigen würde, zeigt sich in der Praxis eine doppelte Belastung: Die Forschungs- und Entwicklungsaufwände sind in beiden Bereichen weiterhin hoch. Gleichzeitig fehlt es auf dem neu errichteten „eCampus“ an Fachkräften, obwohl Millionen in die Batteriezellen-Forschung investiert wurden.

Luxusstrategie in der Kritik: Ist Mercedes auf dem falschen Kurs?

Mercedes setzt konsequent auf hochpreisige Fahrzeuge und rückt von Volumenmodellen ab. Doch genau diese Strategie wird zunehmend hinterfragt. Fondsmanager Moritz Kronenberger von Union Investment spricht von einer „Geduldsprobe“ für Investoren. „Der starre Fokus auf das Top-End-Segment ist ein Irrweg“, warnt er. Zwar seien S-Klasse, G-Klasse, Maybach und AMG-Modelle profitabel, doch könnten sie den notwendigen Absatz nicht allein tragen.

Laut Kronenberger müsste Mercedes seine Produktion deutlich stärker reduzieren, um der neuen Strategie gerecht zu werden. Statt der geplanten Kürzung auf zwei bis 2,2 Millionen Fahrzeuge pro Jahr sei eine Anpassung auf 1,5 Millionen Einheiten notwendig. Bleibt der Konzern auf seinem aktuellen Kurs, drohen entweder sinkende Absatzzahlen oder drastische Preisnachlässe – beides wäre Gift für die Profitabilität.

Hoffnungsträger: Software-Offensive und technologischer Wandel

Trotz aller Herausforderungen gibt es auch Lichtblicke. Mercedes passt das Design seiner Elektrofahrzeuge an und senkt Kosten durch effizientere Produktionsprozesse. Ein besonderer Hoffnungsträger ist das neue Betriebssystem MB.OS, das den Konzern technologisch voranbringen soll. „MB.OS ist ein Quantensprung“, erklärt Kronenberger. Die Hochleistungsprozessoren ermöglichen eine reibungslose Bedienung, hochauflösende Displays und vielfältige Anwendungen – ein Bereich, in dem Mercedes bislang hinter der Konkurrenz zurücklag.

Das neue CLA Coupé, das am 13. März in Rom präsentiert wird, wird als erstes Modell mit MB.OS ausgestattet. Bis dahin könnte auch eine Einigung mit dem Betriebsrat erfolgen. Die Gewerkschaften fordern vor allem eine langfristige Standortgarantie für die deutschen Werke und eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung bis 2035 – aktuell sind betriebsbedingte Kündigungen nur bis Ende 2029 ausgeschlossen.