Mobilitätsstrategie scheitert: Mercedes muss radikalen Gewinneinbruch verkraften
Der Stern verliert an Glanz – und das nicht zufällig. Mercedes-Benz kämpft mit den Folgen einer Fehlentscheidung, die sich nun in den Bilanzen deutlich niederschlägt: Die massive Fokussierung auf Elektromobilität hat sich für den Stuttgarter Autobauer als riskanter Irrweg erwiesen. Der Gewinn ist zuletzt stark eingebrochen.
Im dritten Quartal 2025 sackte der Konzerngewinn von Mercedes-Benz um mehr als 30 % auf nur noch 1,2 Milliarden Euro ab. Auch auf Jahressicht sieht es düster aus: In den ersten neun Monaten fiel der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte auf 3,9 Milliarden Euro.
Noch deutlicher wird der Absturz beim operativen Ergebnis: Das Ebit brach um rund 70 % auf 750 Millionen Euro ein. Zwar verweist das Management auf „Sondereffekte“ wie den Personalabbau und juristische Kosten, doch die Ursachen reichen tiefer – und sind hausgemacht.
Die E-Auto-Wette – und ihre Folgen
Lange galt Mercedes als Symbol deutscher Ingenieurskunst. Doch der strategische Schwenk auf Elektroautos hat sich bislang nicht ausgezahlt. Während die Nachfrage nach Verbrennern in vielen Märkten stabil bleibt, kämpfen die teuren E-Modelle mit mangelnder Profitabilität und geringer Nachfrage, insbesondere in China – einst der wichtigste Absatzmarkt des Konzerns.
In China, wo heimische Hersteller den Markt mit günstigeren und technologisch fortschrittlichen E-Autos dominieren, gerät Mercedes zunehmend ins Hintertreffen. Besonders das Premiumsegment ist dort hart umkämpft – auch wegen der deflationären Tendenzen vor Ort.
Von Juli bis September wurden weltweit insgesamt 525.300 Fahrzeuge verkauft – ein Rückgang von 12 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt liegt der Absatz im laufenden Jahr bereits 9 % unter dem Vorjahreswert.
Teurer Wandel ohne Richtung
Während Mercedes öffentlich mit Blick auf die E-Mobilität von „Zukunftsstrategie“ spricht, fällt intern auf, dass der Konzern seinen Kurs immer wieder korrigieren musste. Erst wurden ehrgeizige E-Ziele verkündet, dann wieder relativiert, Modelle verschoben oder ganz gestrichen. Selbst die Batteriefertigung wurde gestoppt, weil sich das Geschäft schlicht nicht rechnet.
Statt technologischem Fortschritt dominiert heute Kostenreduktion: Bis 2027 sollen Fixkosten um 10 % sinken, ebenso die Materialkosten. Doch solche Einsparungen sind nur Symptombehandlung – sie lösen nicht das Grundproblem: den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber aggressiven, staatlich geförderten Konkurrenten aus China.
Ein Warnsignal für die gesamte deutsche Autoindustrie
Der Fall Mercedes ist mehr als ein einzelnes Unternehmensproblem – er steht sinnbildlich für eine ganze Branche, die im Eifer des politischen Zeitgeists den Boden unter den Füßen verliert. Statt die Marktrealität anzuerkennen, haben sich viele Hersteller in eine Elektrifizierungsstrategie gedrängt, die nicht nachhaltig ist.
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