Seit Deutschland seine letzten Atomkraftwerke im April abgeschaltet hat, sind die Stromimporte massiv angestiegen. Das hat nun eine Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Union ergeben, wie die „Bild“ berichtet.

Mehr als drei Mal so viel Strom in fast doppelt so langem Zeitraum

In dem 106 Tage umfassenden Zeitraum von Jahresanfang bis zum 16. April, dem Tag der Abschaltung, sind demnach an 23 Tagen insgesamt 1945 Gigawattstunden importiert worden. In den 57 Tagen vom 16. April bis zum 12. Juni wurde an 47 Tagen Strom importiert. Die stolze Gesamtmenge: 6712 Gigawattstunden.

Mit anderen Worten: In einem halb so langen Zeitraum, der überdies wärmer und daher in der Regel energiesparender ist als die ersten Wintermonate des Jahres, wurden mehr als drei Mal so viele Gigawattstunden importiert! Der Großteil davon dürfte aus dem französischen AKW und aus polnischen Kohlekraftwerken kommen.

Zusammenhang mit Atomausstieg sehr wahrscheinlich

Energie-Experte Prof. André Thess unterstreicht gegenüber der „Bild“: „Deutschland ist ausweislich öffentlich zugänglicher Stromdaten von einem Stromexporteur zu einem Stromimporteur geworden. Dieser Effekt ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Atomausstieg verknüpft.“

Jens Südekum, ein Berater von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), hält den Anstieg der Importe für unbedenklich: „Strom sollte in Europa vor allem dort produziert werden, wo die besten Standortbedingungen herrschen.“ Im Falle von Atomkraftwerken befinden die sich offensichtlich nicht mehr in Deutschland.