Österreich befindet sich in der längsten rezessiven Phase der Zweiten Republik. Vor diesem Hintergrund nimmt sich das Unvermögen der Parlamentsparteien, eine tragfähige Regierung zu bilden, noch dramatischer aus.

Bei vielen Ökonomen schrillen die Alarmglocken: Die Gesamtwirtschaft entwickelt sich schwach, der herbeigesehnte Aufschwung der österreichischen Wirtschaft lässt auf sich warten – was nicht zuletzt die Industrie trifft, die rund 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht.

Der Ökonom des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo, Marcus Scheiblecker, der für den diesjährigen Konjunkturbericht verantwortlich zeichnet, führt die anhaltende Flaute der österreichischen Wirtschaft gegenüber dem “Ö1-Mittagsjournal” nicht zuletzt auf den stotternden Konjunkturmotor der Euro-Zone zurück. Deshalb sei die Nachfrage nach Investitionsgütern rückläufig. Hierzulande leide vor allem die Bauwirtschaft, die auf Zulieferungen von Seiten der siechen Industrie angewiesen sei.

Deutschland watet auch durch eine Rezession

Dass die österreichische Wirtschaft schon seit Langem im Krisenmodus dahindümpelt, hängt laut Wifo-Ökonom Scheiblecker auch mit der anhaltenden Misere der deutschen Wirtschaft zusammen, mit der Österreich wirtschaftlich eng verflochten sei.

Hinzu kommt aktuell auch der drohende Handelskrieg der EU mit den USA. Die Zolldrohungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump und die möglichen Gegenmaßnahmen Brüssels haben Scheiblecker zufolge auch Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft, sind doch die Unternehmen bei ihren “eigenen Investitionsentscheidungen” zögerlich. Das drücke auf die Investitionsnachfrage und in weiterer Folge auf die Industrieproduktion in der EU.

Als Hoffnungsschimmer für die österreichische Wirtschaft gelten laut Scheiblecker derzeit einerseits der Tourismus, der wieder anzieht, andererseits die nachlassende Inflation, wodurch die Konsumausgaben der Privathaushalte wieder im Steigen begriffen sind.