Im Gespräch mit dem Handelsblatt äußerte sich Holzmann kritisch über die Annahme, dass eine Leitzinssenkung im Januar 2025 automatisch erfolgen werde. Er verwies auf die jüngsten Inflationsdaten, die im Dezember 2024 eine Teuerungsrate von 2,4 Prozent zeigten – eine deutliche Steigerung gegenüber den Vormonaten, in denen die Inflation im November bei 2,2 Prozent und im Oktober bei 2,0 Prozent lag. „Die Zinsen zu senken, wenn die Inflation schneller als erwartet steigt, und sei es auch nur vorübergehend, riskiert einen Glaubwürdigkeitsverlust“, erklärte Holzmann nachdrücklich.

Die EZB verfolgt das Ziel, die Inflation auf einen stabilen Wert von 2,0 Prozent zu bringen. Dennoch bleibt die Situation angespannt: Noch vor zwei Jahren, im November 2022, erreichte die Inflation im Euroraum einen Höchststand von 10,1 Prozent. Diese Entwicklung hat das Vertrauen in eine nachhaltige Eindämmung der Preissteigerungen auf die Probe gestellt.

Zinssenkung: Kein Selbstläufer

Die Finanzmärkte gehen derzeit fest von einer Absenkung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte aus. Eine solche Maßnahme würde nicht nur die Kreditkosten senken, sondern auch die Aktienmärkte ankurbeln, da alternative Anlageformen an Attraktivität verlieren könnten. Doch Holzmann bleibt skeptisch. „Eine Senkung ist für mich überhaupt keine ausgemachte Sache“, stellte er klar und unterstrich, dass die EZB auch in unsicheren Zeiten vorsichtig abwägen müsse, bevor sie handelt.

Die entscheidende Sitzung der EZB, auf der über die zukünftige Zinspolitik beraten wird, steht am 30. Januar 2025 an. Der Druck auf die Zentralbank, die Geldpolitik zu lockern, ist groß, insbesondere angesichts der Wünsche von Marktteilnehmern und der wirtschaftspolitischen Forderung nach Wachstumsimpulsen.