Österreichs Pensionssystem wird immer teurer und ist am wenigsten nachhaltig
Ein vernichtendes Zeugnis stellt eine neue Studie Österreichs Pensionssystem aus: Es ist das am wenigsten nachhaltige von allen untersuchten Nationen. Näher besehen ist das wenig verwunderlich, etwa mit Blick auf die wachsenden Kosten und den geringen Anteil an 55- bis 64-Jährigen, die noch arbeiten.
Österreichs Steuerzahler werden immer stärker zur Kasse gebeten, um das klaffende Loch im staatlichen Pensionssystem zu stopfen. Der Unterschied zwischen den Auszahlungen an die Pensionisten und den Einzahlungen der Aktiven wächst von Jahr zu Jahr, erklärt die Denkfabrik Agenda Austria. Bis 2026 wird das Defizit im staatlichen Pensionssystem auf fast 33 Milliarden Euro ansteigen. Das ist fast eine Verdoppelung innerhalb von 15 Jahren.
Der Grund für die hohen Defizite: Wir gehen noch immer so früh in Pension wie vor 50 Jahren, obwohl die Lebenserwartung zu Pensionsantritt seither um mehr als sieben Jahre gestiegen ist. Allein von 2022 bis 2026 werden in Summe rund 140 Milliarden Euro aus dem Budget ins Pensionssystem zugeschossen werden müssen. „Wir versenken Jahr für Jahr fast die gesamten Lohnsteuereinnahmen im Pensionsloch. Aber nichts geschieht. Ganz im Gegenteil. Statt endlich das Pensionssystem an die Lebenserwartung zu koppeln, wird das finanzielle Problem noch mit außertourlichen Pensionserhöhungen vergrößert“, sagt Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucsera.
Vergleichsweise wenig Menschen über 55 arbeiten noch
Gleichzeitig sind in Österreich zwar immer mehr Personen über 55 Jahren noch in Beschäftigung, dennoch liegt Österreich deutlich unter dem EU-Schnitt, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Unangefochtener Spitzenreiter ist Schweden. Während dort fast 77 Prozent der 55- bis 64-Jährigen arbeiten, sind es in Österreich gerade einmal 55 Prozent. Das hängt auch mit dem Pensionsantrittsalter für Frauen zusammen, das hierzulande mit 60 Jahren europaweit zu den niedrigsten gehört und erst ab 2024 langsam angehoben wird.
Zudem sind die steuerlichen Arbeitsanreize in Schweden deutlich höher als in Österreich. „Würden österreichische Arbeitnehmer so besteuert wie ihre schwedischen Kollegen, blieben Durchschnittsverdienern rund 250 Euro netto mehr – pro Monat. Oder 3.000 Euro im Jahr“, rechnet Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucsera vor. Verliert eine ältere Person ihren Arbeitsplatz, ist es für sie schwieriger als für jüngere Menschen, einen neuen Job zu finden. Es müsse mehr dafür getan werden, dass ältere Arbeitslose wieder in Beschäftigung kommen. Der Staat sollte insbesondere mit steuerlichen Anreizen gegensteuern. Finanzielle Hilfen für Arbeitgeber wie für Arbeitnehmer könnten helfen, den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Bei Nachhaltigkeit ist Österreich Schlusslicht
Wenig verwunderlich ist insofern das Ergebnis einer Studie, die kürzlich vom Mercer CFA Institute veröffentlicht worden ist. Darin schneidet Österreichs Pensionsystem beim Thema Nachhaltigkeit schlechter ab als alle anderen untersuchten Länder. Der Index hat 44 Rentensysteme verglichen, die 65 Prozent der Weltbevölkerung abdecken – und Österreich erreicht beim Thema Nachhaltigkeit den Score von 22.7 und ist damit Schlusslicht. Das öffentliche Interesse an der beachtlichen Studie war bisher dennoch überschaubar – höflich formuliert.
Abgesehen von Nachhaltigkeit wurden auch noch Angemessenheit und Integrität verglichen, heir waren Indien (37.6 für Angemessenheit) und die Philippinen (30.0 für Integrität) die Letztplatzierten. Die Systeme mit den höchsten Werten für jeden Teilindex waren Island für Angemessenheit (85.8) und Nachhaltigkeit (83.8), und Finnland für Integrität (93.3). Island hatte den höchsten Gesamtindexwert (84.7), dicht gefolgt von den Niederlanden (84.6) und Dänemark (82.0). Thailand hatte den niedrigsten Indexwert (41.7). Österreich belegte beim Gesamt-Rating den – bescheidenen – 33. Platz mit einem Indexwert von 55.
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