Pleitewelle erschüttert den Handel in Wien
Einige Handelsketten rund um Wien sind bald Geschichte: Delka, Salamander und Modehäuser sperren zu. Mit weiteren Insolvenzen wird gerechnet. Inflation, sinkende Kaufkraft, höhere Personalkosten, Online-Handel und Secondhand-Geschäfte – all das versetzt mehreren Unternehmen den Todesstoß.
Tourismus und Gastronomie erholen sich seit Ende der Corona-Pandemie. Anders der Handel: Ihn hat eine massive Insolvenzwelle erfasst. Sie betrifft vor allem Mode- und Schuhhändler. Die Branche befinde sich in einem Verdrängungswettbewerb, sagt Günther Rossmanith, Modehändler und Branchensprecher der Wirtschaftskammer Wien, gegenüber „ORF Wien“. Die Probleme: Hohe Mieten in teuren Lagen, rückläufige Umsätze, weil die Kaufkraft sinkt, in die Höhe schießende Personalkosten, weil die Inflation auf die Gehälter aufgeschlagen wird.
Bis September sperren alle Delka- und Salamander-Filialen
Mit Salamander und Delka schließen gleich zwei Schuhketten die Pforten. Bis September sollen sie laut „Krone“ ihre Filialen zusperren. Beide haben ihre Standorte vorrangig im Großraum Wien. Beide sollen an eine Privatperson verkauft werden. 300 Mitarbeiter sind betroffen. Man versuche aber möglichst viele bei Konkurrenten unterzubringen, heißt es.
Künftig soll das Einzelhandelsgeschäft abgegeben werden. die deutsche Mutter, die Ara-Gruppe, will sich nur noch auf den Vertrieb der eigenen Ara Shoes konzentrieren. „Die Ara-Gruppe hat sich vollumfänglich von den Einzelhandelsaktivitäten um Salamander Österreich und Delka getrennt“, sagt Salamander-Chef Peter Klatt gegenüber dem „Standard“. Die Geschäfte in der Slowakei und Tschechien seien vor kurzem bereits eingestellt worden, kürzlich auch jene in Ungarn.
Auch Hallhuber und Tally Weijl schließen Filialen
Ähnlich sieht es in der Modewelt aus. Die Kette Hallhuber wird mit Ende des Sommers 9 von 13 Filialen in Österreich zusperren. Vorerst sollen Geschäfte auf der Mariahilfer Straße und Kärntner Straße weiterhin betrieben werden, berichtet „ORF Wien“. Ebenso sperrt Gerra Weber alle seine Geschäfte in Österreich zu. Auch die Bekleidungskette Tally Weijl ist bald Geschichte.
Angesichts der hohen Inflation rechnet die Wirtschaftskammer mit weiteren Schließungen. Erwischen soll es sowohl die Großen als auch die Kleinen. Neue Konkurrenz kommt zurzeit nicht nur vom Online-Handel, sondern auch von Secondhand-Geschäften, zu denen jüngere Kunden gerne ausweichen. „Das ist ein Trend, das spüren wir noch nicht direkt in den Umsätzen, aber man sieht es am Straßenbild“, sagt Rossmanith.
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