Profit aus der Aufrüstung: Wie Steyr Motors am Krieg verdient
Während in Osteuropa und Asien die geopolitischen Spannungen zunehmen, klingeln in den Bilanzen der Rüstungsindustrie die Kassen. Besonders deutlich zeigt sich das am Beispiel von Steyr Motors: Der oberösterreichische Motorenbauer profitiert seit dem Beginn des Ukrainekrieg massiv vom weltweiten Aufrüstungswettlauf.
Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs erlebt die internationale Rüstungswirtschaft einen historischen Aufschwung. Unternehmen, die zuvor Nischenprodukte für Spezialanwendungen fertigten, finden sich plötzlich im Zentrum geopolitischer Nachrüstungsstrategien wieder. Auch Steyr Motors reiht sich ein in die wachsende Zahl jener Konzerne, deren Geschäft durch militärische Nachfrage beflügelt wird.
Der börsennotierte Motorenhersteller aus Oberösterreich steigerte seinen Umsatz in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um rund 15 % auf 34,4 Millionen Euro. Dass der operative Gewinn (EBIT) trotz voller Auftragsbücher leicht von 5,4 auf 4 Millionen Euro sank, wird vom Unternehmen mit „Kapazitätserweiterungen“ begründet – also Investitionen in neue Produktionslinien, um die wachsende Nachfrage aus dem Verteidigungssektor zu bedienen.
Gewinne aus globaler Aufrüstung
Die Expansion des Unternehmens zeigt, wohin die aktuelle Rüstungswelle führt: Steyr Motors vermeldet neue Lieferverträge über 600 Inboard-Dieselmotoren im Gesamtwert von über 20 Millionen Euro – für militärische und maritime Anwendungen in Großbritannien, Frankreich, Italien und Asien.
Auch in Polen, einem Land, das derzeit Milliarden in seine Streitkräfte investiert, konnte sich der Konzern positionieren. Laut Unternehmensangaben bildet ein neu geschlossener Rahmenvertrag mit einem führenden Distributor dort „die Basis für den weiteren Ausbau in zentrale Märkte Osteuropas“.
Doch die geografische Ausweitung beschränkt sich nicht auf Europa. Steyr Motors betreibt mittlerweile Standorte in Dubai und Singapur. Besonders der neue Standort in Dubai, einem der Drehkreuze des internationalen Waffenhandels, gilt als logistischer Vorteil im Kampf um lukrative Aufträge.
Expansion bis nach China
Auch in Asien expandiert das Unternehmen aggressiv. Nur zehn Monate nach der Eröffnung eines Büros in Peking wurde Steyr Motors nach dem chinesischen C2-Emissionsstandard zertifiziert – eine Voraussetzung, um in den gigantischen Schiffbaumarkt der Volksrepublik einzutreten. Das Unternehmen rechnet dort bis 2030 mit zusätzlichen Aufträgen im Wert von mindestens 100 Millionen Euro.
Die Kooperation mit Shangyan Power in Singapur soll zudem den Zugang zum südostasiatischen Markt sichern. Dort wächst die militärische Nachfrage rasant – ein Trend, den westliche Unternehmen zunehmend für sich nutzen.
Zwischen Profit und Verantwortung
Steyr Motors präsentiert sich als „diversifizierter Technologieanbieter“, doch die Realität zeigt: Der größte Teil des aktuellen Wachstums stammt aus „kriegsnahen Aufträgen‟. Jeder neue Vertrag bedeutet zusätzliche Motoren für militärische Fahrzeuge, Schiffe und Ausrüstung – und damit auch eine indirekte Beteiligung an den Konflikten, die diese Nachfrage erst hervorbringen.
Während in der Ukraine, im Nahen Osten und im südchinesischen Meer Menschen unter den Folgen dieser Eskalationen leiden, fließen in Westeuropa Dividenden und Boni. Der Fall Steyr Motors zeigt exemplarisch, wie sich wirtschaftlicher Erfolg zunehmend vom Frieden und dem Schutz von Menschenleben entkoppelt hat. Das unmoralische Kriegsgeschäft boomt.
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