Rekordverlust für Schweizer Notenbank: Keine Gewinnausschüttung an den Staat
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat 2022 den massiven Verlust von 132 Milliarden Franken (125,71 Milliarden Euro) eingefahren. Das ist das mit Abstand kräftigste Minus ihrer 116-jährigen Geschichte. Der Hammer: Damit fällt auch die Gewinnausschüttung an Regierung und Kantone aus.
Das Jahresergebnis der Notenbank ist überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängig. Deshalb kommt es zu starken Schwankungen. In den vergangenen Jahren hatte es aber trotz teilweise massiv negativer Quartalsergebnisse in der Jahresbilanz jeweils ein Plus gegeben. 2019 erwirtschaftete die SNB 49 Milliarden Franken, im Coronajahr 2020 21 Milliarden. 2021 war noch ein Jahresgewinn von 26 Milliarden Franken zu Buche gestanden, wodurch eine Dividendenzahlung in Höhe von sechs Milliarden Franken an die öffentliche Hand möglich gewesen war.
Das erfolgloseste Jahr
Das vergangene Jahr verlief hingegen so unerfreulich für die SNB wie noch nie. Bereits Ende Oktober gab sie bekannt, dass sie in den ersten neun Monaten den größten Verlust seit ihrer Gründung gemacht hat. Innerhalb der ersten drei Quartale summierte sich der Verlust auf insgesamt 142,2 Milliarden Schweizer Franken.
Der eigentliche Hammer: Die Schweizer Regierung wird für das Jahr 2022 keine Auszahlung von der SNB erhalten, wie am Montag bekannt wurde.
Verlust mehr als fünf Mal so hoch wie der bisherige Rekord
Der von der SNB erwartete Jahresverlust von etwa 132 Milliarden Franken beträgt mehr als das Fünffache des bisherigen Rekords. Der größte Teil davon, nämlich 131 Milliarden Franken, stammt aus den großen Beständen an Fremdwährungen, die durch die jahrzehntelangen Käufe zur Schwächung des Frankens entstanden sind und deren Wert letztes Jahr abstürzte.
Positionen in Schweizer Franken erlitten einen Bewertungsverlust von rund 1 Milliarde Franken, während die Goldbestände rund 400 Millionen Franken an Wert zulegten.
Zum zweiten Mal keine Gewinnausschüttung
Es ist erst das zweite Mal seit der Gründung der SNB im Jahr 1906, dass sie ihre jährlichen Zahlungen an den Bund und die Kantone ausfallen lassen wird. Dies zwingt nun viele der 26 Verwaltungsbezirke dazu, ihre Budgets anzupassen. Für 2021 hatte die Institution 6 Milliarden Franken ausgeschüttet.
Die Privataktionäre werden auch für 2022 keine Dividende erhalten. Im Gegensatz zu anderen Zentralbanken ist die SNB eine börsennotierte Aktiengesellschaft, deren Aktien etwa zur Hälfte von öffentlichen Institutionen und zur anderen Hälfte von Unternehmen und Privatpersonen gehalten werden. Die endgültigen Ergebnisse werden am 6. März erwartet.
Keine Änderung der Geldpolitik
Der bisher größte SNB-Verlust von 23 Milliarden Franken stammte aus dem Jahr 2015.
Auf die Geldpolitik dürfte der immense Fehlbetrag keine Auswirkungen haben. “Die kolossalen Verluste der SNB werden ihre Geldpolitik nicht verändern”, sagte Karsten Junius, Ökonom bei J.Safra Sarasin. Die Notenbank SNB hatte wegen des Inflationsdrucks im Juni die Zinswende eingeleitet und den Leitzins 2022 in drei Schritten auf 1,0 Prozent angehoben und weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt. Anhaltend massive Verluste könnten das Eigenkapital der Notenbank aufzehren. SNB-Direktoriumsmitglied Martin Schlegel hatte im Oktober in einem Zeitungsinterview erklärt, dass die SNB ihre Aufgabe auch mit negativem Eigenkapital erfüllen könne.
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