Möglich wurde dies durch ein Investitionsvolumen von fast 20 Milliarden Euro, das noch von der vorigen Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde.

Philipp Nagl, Chef der bundeseigenen Infrastrukturgesellschaft DB InfraGo, sieht darin zwar ein wichtiges Signal, mahnt aber zur Vorsicht: „Jetzt kommt es darauf an, diese Mittel langfristig zu verstetigen – dann kann eine echte Trendwende gelingen.“ Denn trotz des beachtlichen Kapitaleinsatzes seien viele Anlagen weiterhin in einem beklagenswerten Zustand. Die Gesamtnote im aktuellen Bericht bleibt bei 3,0 – mittelmäßig.

Sanierungsbedarf in Milliardenhöhe

Noch immer gelten Bahn-Anlagen im Wert von rund 110 Milliarden Euro als „schlecht“, „mangelhaft“ oder „einschränkend nutzbar“. Das entspricht fast 17 Prozent des gesamten untersuchten Netzwerts. Besonders dramatisch ist der Zustand bei den Empfangsgebäuden und Personenaufzügen in Bahnhöfen: Hier vergibt der Bericht die Note 3,58, eine kaum nennenswerte Verbesserung trotz teurer Sanierungen.

Ein positives Beispiel liefert die aufwendig erneuerte Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Nach einer halbjährigen Sperrung konnten Gleise, Oberleitungen, Weichen, Stellwerke und Bahnhöfe modernisiert werden – mit Wirkung: Der Zustand der Fahrwege verbesserte sich von Note 3,7 auf 2,19, mehr als die Hälfte der Anlagen gilt nun als neuwertig oder gut. Als Nächstes steht die wichtige Verbindung Hamburg–Berlin auf dem Sanierungsplan – für etwa neun Monate soll sie vollständig gesperrt werden.

Stellwerke teils über 100 Jahre alt

Während Strecken punktuell saniert werden, bleibt ein Bereich besonders problematisch: die Leit- und Sicherungstechnik. Der Zustand der Stellwerke, von denen viele noch manuell betrieben werden, hat sich laut Bericht weiter verschlechtert. Ein Großteil stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der Umstieg auf digitale Stellwerkstechnik gilt als zentral, um langfristig die Pünktlichkeit und Effizienz zu steigern – doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Baustellenflut belastet Reisende – Pünktlichkeitsziele außer Reichweite
Für Fahrgäste bleibt der Alltag oft frustrierend. Allein im März war mehr als ein Drittel der Fernzüge verspätet – Ausfälle nicht mitgerechnet. Das Ziel, die Pünktlichkeitsquote bis 2027 auf 75 bis 80 Prozent zu steigern, erscheint derzeit unrealistisch. Der Sanierungsstau bleibt spürbar – trotz Milliardenaufwand.

Staat plant Infrastrukturfonds

Die Bundesregierung will künftig verstärkt in die Schiene investieren. Im Koalitionsvertrag ist ein eigener Infrastrukturfonds vorgesehen, der aus dem rund 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögen gespeist werden könnte. Die Bahn hat ihren Investitionsbedarf bis 2034 mit 150 Milliarden Euro beziffert – zusätzlich zum erwarteten Bundeshaushaltszuschuss von 140 Milliarden Euro.