Stahl-Exporte brechen ein: US-Zölle und „grüne Transformation“ gefährden Exportstandort
Die deutsche Stahlindustrie steht unter massivem Druck. Nach Jahren guter Geschäfte verzeichnet der Sektor nun einen deutlichen Einbruch bei den Exporten – vor allem infolge neuer Handelsbarrieren der USA.
Die Strafzölle, die Washington im Frühjahr eingeführt hat, zeigen Wirkung und treffen einen der wichtigsten Industriezweige Deutschlands mitten in einer Phase schwacher Weltkonjunktur. Hinzu kommt der Wandel hin zu grünen Produktionsweisen, der deutschen Stahlherstellern die Wettbewerbsfähigkeit nimmt.
Stahl-Exporte fallen deutlich, niedrigster Wert seit 2021
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sind die Ausfuhren von Eisen und Stahl in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,8 % gesunken. Der Exportwert lag bei rund 39,9 Milliarden Euro – dem niedrigsten Stand seit vier Jahren. Besonders stark betroffen ist das Geschäft mit Ländern außerhalb Europas.
Die USA, traditionell einer der größten Abnehmer deutscher Metallprodukte, erschweren den Zugang seit Monaten mit massiven Importhürden. Im März führte Washington Zusatzzölle von 25 % auf Stahl, Eisen und Aluminium ein. Nur drei Monate später erhöhte die US-Regierung den Satz auf 50 % – offiziell zum Schutz der eigenen Industrie, faktisch aber mit gravierenden Folgen für europäische Produzenten.
Trotz dieser protektionistischen Maßnahmen fiel der Rückgang der Exporte in die Vereinigten Staaten mit –2,3 % noch relativ moderat aus. Zwischen Januar und August 2025 wurden Eisen- und Stahlerzeugnisse im Wert von 2,5 Milliarden Euro über den Atlantik geliefert. Der US-Markt bleibt damit mit einem Anteil von 6,2 % weiterhin von Bedeutung für den deutschen Sektor.
Wichtigster Abnehmer bleibt jedoch Polen, das an der Spitze der Exportstatistik steht – konkrete Zahlen zum Anteil des Nachbarlandes wurden allerdings nicht veröffentlicht. Die Zahlen deuten dennoch auf eine spürbare Marktverschiebung hin, die langfristig auch die Produktionsstrukturen beeinflussen dürfte.
Grüne Vorgaben verschärfen die Lage der Stahlbranche
Neben den internationalen Handelsbarrieren setzt auch die EU-Klimapolitik der deutschen Stahlindustrie zu. Der politisch forcierte Wandel hin zu „grünen“ Produktionsverfahren wird zwar als notwendiger Beitrag zum Klimaschutz propagiert, erweist sich in der Realität jedoch immer stärker als Standortnachteil.
Die Umstellung auf eine wasserstoffbasierte Stahlproduktion mithilfe sogenannter Direktreduktionsanlagen (DRI) verschlingt Milliardenbeträge – und auch der laufende Betrieb ist kostspielig. Hauptgrund ist der bislang kaum verfügbare grüne Wasserstoff: In Deutschland fehlen sowohl ausreichende Produktionskapazitäten als auch verlässliche Lieferpartner, die den Bedarf der Industrie decken könnten.
Diese strukturellen Engpässe setzen die Unternehmen massiv unter Druck. Weil die Herstellungskosten deutlich steigen, verteuern sich die Endprodukte – und damit verliert deutscher Stahl an Attraktivität auf den Weltmärkten. Immer weniger ausländische Abnehmer entscheiden sich für teuren „grünen“ Stahl aus Deutschland, während günstigere Anbieter, vor allem aus Asien, Marktanteile gewinnen.
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