
Start-up-Krise: Finanzierungen brechen ein
Weniger Kapital, kaum große Deals, und die öffentliche Hand hält sich zurück: Österreichs Start-up-Szene erlebt einen massiven Einbruch – besonders junge Gründer trifft die Zurückhaltung der Investoren hart.
Die Finanzierung von Start-up-Unternehmen ist in der ersten Jahreshälfte eingebrochen. Von Jänner bis Juli wurden nur mehr 110 Millionen Euro an neuem Kapital in österreichische Jungunternehmen investiert. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten EY-Studie sind das 64 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2024. Die Zahl der Finanzierungsrunden ging gleichzeitig nur minimal von 74 auf 70 zurück. Geldspritzen der öffentlichen Hand dürften allerdings auf sich warten lassen.
Investoren zeigen sich zurückhaltend
“Internationale Investoren meiden derzeit Länder ohne klare Wachstumsstory”, erklärt Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich in einer Aussendung. “Und wenn Kapital fließt, dann meist dorthin, wo das Risiko kalkulierbarer scheint – für junge Start-ups bleibt oft wenig übrig.”
Der Wert der durchschnittlichen Investition pro Finanzierungsrunde fiel auf unter zwei Millionen Euro. Heuer habe es bisher zudem keinen einzigen Finanzierungsdeal über 50 Mio. Euro gegeben. Aber auch am anderen Ende der Skala – bei der Frühphasenfinanzierung – gab es einen Rückgang: Finanzierungsrunden unter einer Million Euro seien von 41 auf 33 zurückgegangen – dabei sei die Frühphasenfinanzierung bisher “eine Stärke des österreichischen Ökosystems” gewesen.
Staat hält Abstand
Hoffnungen, dass die Staatsholding ÖBAG die Lücke füllen könnte, dürften sich sobald nicht erfüllen – besonders bei Start-ups in einer frühen Phase. “Das Problem ist, dass in der Regel acht oder neun von zehn Start-ups in der ersten Phase scheitern”, sagte ÖBAG-Vorständin Edith Hlawati dieser Tage dem “profil”. “Wenn ein privater Investor dieses Geld verliert, ist das seine Sache. Wenn ich Geld verliere, ist es immer das Geld der Steuerzahler und -zahlerinnen.”
Hlawati sieht Start-ups als bereits “gut gefördert” an. Jungunternehmen, die schon in der Wachstumsphase sind, könnten zukünftig hingegen durchaus von der ÖBAG unterstützt werden.
KSV-Experte Götze sagte im Gespräch mit der APA zum Thema, dass “die Anschlussfinanzierung das große Problem – eine große Wüste – ist in Österreich. Dort müsste man hinein”. Die Erstfinanzierung gelinge meist, auch Götze verwies auf die Förderlandschaft. Ein Fonds mit Spezialisten – ob im Rahmen der ÖBAG oder nicht – sei hier eine gute Idee. Die ÖBAG sei eine der Möglichkeiten.
Rettungsanker KI?
Das größte Finanzierungsvolumen im bisherigen Jahr habe sich das oberösterreichische KI-Start-up Emmi AI (15 Millionen Euro) gesichert, gefolgt vom steirischen Unternehmen Easelink (11,5 Millionen Euro), das auf kabelloses Laden von E-Fahrzeugen spezialisiert sei.
KI-Start-ups liegen im Trend. Fast jede vierte Finanzierungsrunde sei auf eine Firma mit entsprechendem Schwerpunkt entfallen. Mit 42 Mio. Euro seien zudem 38 Prozent des gesamten Risikokapitals der ersten Jahreshälfte an solche Firmen geflossen.
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