
Trotz Sanktionen: Russlands Flüssiggas-Exporte nach Europa boomen
Bis heute hat die EU keine Sanktionen auf russisches Flüssiggas – kurz: LNG – beschlossen. Daran soll sich auch nichts ändern. Einzelnen Ländern, besonders Spanien, würde das zu schaffen machen. Ergebnis: Erstmals gelangt mehr LNG als Gas von Russland nach Europa – Tendenz steigend.
Eine paradoxe Folge des Kriegs in der Ukraine: Jene Länder, die zuvor weniger russisches Gas verbraucht haben, sind nun am stärksten davon abhängig geworden. Das geht aus einer Studie des europäischen Think Tanks Bruegel hervor. Während Deutschland seit Sprengung der Nord-Stream-Pipelines kein Gas mehr aus Russland bezieht, machen immer mehr LNG-Tanker aus Russland in spanischen Häfen Halt. Spanien verdreifachte im Mai seine LNG-Importe. Es hängt mittlerweile am stärksten von russischem Gas ab, wie mehrere Medien berichten.
EU-Staaten sind nicht an Sanktionen auf russisches LNG interessiert
In Summe importierte Europa erstmals mehr Flüssiggas als Gas aus Russland. Der größte Teil gelangt über Spanien in die EU, gefolgt von Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Ebenso wird Gas von Spaniern weiter nach Frankreich exportiert, und zwar in Form von Strom, den Gaskraftwerke erzeugen. Sollte die EU ein Embargo von russischem LNG beschließen, wäre Spanien auf jeden Fall am stärksten betroffen.
Fakt ist: Hier klafft eine große Sanktionslücke und Russland nützt sie. “Der russische Gaskonzern Novatek installiert gerade sogar eine große Transferstation, um Gas schneller von der Jamal-Halbinsel nach Europa zu verschiffen”, berichtet die “Welt”. Kein Wunder: Mit Sanktionen muss der Konzern nicht rechnen. Anders als bei Kohle, Öl und anderen Erdölprodukten plant die EU nicht russisches LNG zu sanktionieren. Das Europäische Parlament denkt zwar über Sanktionen auf Erdgas- und LNG-Importe nach, doch die EU-Mitgliedstaaten scheuen davor zurück. Die EU-weite Zustimmung zu so einem Schritt wäre kaum wahrscheinlich.
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