Mehr als 1000 Tankstellen im Südosten der USA melden, dass ihnen der Treibstoff ausgeht. Analysten schreiben dies ungerechtfertigten Panikkäufen von Autofahrern zu. Der Auslöser war ein Hackerangriff, der zu einer mittlerweile fünf Tage anhaltenden Abschaltung einer großen Pipeline führte.

Die Regierungsbeamten handelten schnell und verzichteten auf Sicherheits- und Umweltvorschriften, um die Lieferung von Treibstoff per LKW, Schiff oder Bahn an Autofahrer und Flughäfen zu beschleunigen. Gleichzeitig versicherten sie der Öffentlichkeit, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gäbe. Ein erheblicher Teil der Menschen dürfte ihnen aber nur bedingt Glauben geschenkt haben.

Bedenken über Verwundbarkeit der Infrastruktur geweckt

Die Colonial Pipeline, die größte Treibstoffpipeline der USA, die etwa 45 Prozent des an der Ostküste verbrauchten Treibstoffs liefert, wurde am Freitag von einem Cyberangriff getroffen. Die Hacker sperrten die Computersysteme und verlangten Lösegeld für die Freigabe der Systeme. Einmal mehr wurden Bedenken über die Verwundbarkeit der kritischen Infrastruktur der USA geweckt.

Ein großer Teil der Pipeline wurde am späten Montag manuell wieder in Betrieb genommen, und Colonial geht davon aus, dass der größte Teil des Betriebs bis zum Ende der Woche wieder aufgenommen werden kann, sagte US-Energieministerin Jennifer Granholm. Autofahrer könnten immer noch einen Engpass spüren, weil es ein paar Tage dauert, bis der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, aber es gebe keinen Grund, Benzin zu horten.

Drei bis vier Mal so viel Benzin verkauft, wie sonst

Der Ölpreis-Informationsdienst des Aktienindex S&P bezifferte die Zahl der Tankstellen, die mit Engpässen zu kämpfen haben, auf mehr als 1000. “Viel ist darauf zurückzuführen, dass sie drei- oder viermal so viel Benzin verkaufen, wie sie normalerweise an einem Tag verkaufen, weil die Leute in Panik geraten”, sagte Tom Kloza, ein Analyst bei S&P. “Es wird zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.”

Die Pipeline verläuft von der texanischen Golfküste bis in den Großraum New York. Zu den Staaten, die am meisten von der Pipeline abhängig sind, gehören Alabama, Georgia, Tennessee und die Carolinas, so Kloza. In Virginia meldeten 7,7 Prozent der fast 3900 Tankstellen des Staates, dass ihnen am Dienstag der Treibstoff ausgegangen sei, berichtet Gasbuddy.com, das die Versorgung verfolgt. In North Carolina waren laut Gasbuddy.com 8,5 Prozent der fast 5400 Tankstellen leer.