Volltreffer: Fußball-EM als Umsatzturbo für Wettanbieter
Die Fußball-EM wird wohl auch heuer das Wettgeschäft kräftig beleben, ist tipp3-Geschäftsführer Georg Weber im Gespräch mit der APA überzeugt. Großveranstaltungen wie die Europameisterschaft werden wirtschaftlich als 13. Monat gesehen – auf das Jahr gesehen könne hier ein Umsatzplus von bis zu 10 Prozent erzielt werden. Da tipp3 jedoch nur in Österreich aktiv ist, hänge das Wettverhalten davon ab, wie weit Österreich bei der EM komme, ergänzte Weber.
“Bei der EM 2016 in Frankreich brach das Interesse nach dem ersten Spiel gegen Ungarn ein”, erklärt der tipp3-Geschäftsführer. Damals hat Ungarn mit 2:0 gegen die als Geheimfavoriten gehandelten Österreicher gewonnen. Aber selbst eine hohe Wettbeteiligung und damit verbunden ein hoher Umsatz garantiere nicht einen höheren Ertrag, gab Weber zu bedenken. Der Bruttospielertrag – also Wetteinnahmen abzüglich den Ausschüttungen – sei bei klassischen Glücksspielen berechenbar. Bei Wetten hänge er immer auch vom Spielausgang ab.
Schließlich werden – zum Teil auch von entsprechenden Anbietern – sogenannte “faire Quoten” ermittelt. Die Quoten werden bei den Wettanbietern angepasst, wenn sich etwa die Spielstärke einer Mannschaft ändert. Aber auch steigende Einsätze für einen Spielausgang können sich auf die Quote auswirken. Allerdings spielen hier auch andere Überlegungen eine Rolle, wie Weber erklärte: Von den (niedrigen) Quoten auf den Meistertitel her zählen Großbritannien, Frankreich und Deutschland zu den Favoriten. Bei tipp3 als nur in Österreich tätigen Wettanbieter werde vorwiegend auf die heimische Mannschaft als EM-Sieger gewettet, noch vor Deutschland und Frankreich. Dennoch wird eine Quote von 50 und damit im Erfolgsfall der 50-fache Einsatz angeboten.
Um auf der sicheren Seite zu sein, müsste der Wettanbieter eine Quote von 5 anbieten, sagte Weber. Aber bei einer niedrigen Quote würde bei tipp3 keiner mehr wetten. “Ein Sieg Österreichs bei der Europameisterschaft käme uns daher teuer”, so Weber, “aber dann muss man sich das Ergebnis halt schönreden und sagen, dass man glückliche Kunden hat”. Es gebe immer wieder Spiele, die man mit Verlust abschließe. “Da kann es Tage mit einem Minus geben, eventuell auch einmal eine Woche, auf das Monat gerechnet muss jedoch etwas übrigbleiben”, ergänzte Weber. Bei internationalen Anbietern schwanken die Quoten für Österreich als EM-Sieger von rund 30 bis 80.
Jedenfalls bringe eine Großveranstaltung wie die EM dem Wettanbieter auch Neukunden. Zwar könne dies bei der Abgabe von Tippscheinen in Trafiken oder anderen der rund 3000 Vertriebsstellen nicht eruiert werden, dafür aber bei Online-Wetten. So geht Weber von etwa 2000 Neukunden aus. Bei tipp3 seien die Kunden im Schnitt männlich und etwa 40 Jahre alt. Andere Anbieter dürften ein jugendlicheres Publikum ansprechen, so Weber. “Da braucht man sich nur die Kommunikation der einzelnen Anbieter ansehen.” Allerdings seien Wetten – unabhängig vom Anbieter – in erster Linie von Männern dominiert.
30 Prozent der Wiener versuchen ihr Glück in Wettlokalen
Österreichweit nehmen rund 7,2 Prozent der Männer an Sportwetten teil, in Wien sind es mehr als 30 Prozent, merkte die Leiterin des Instituts für Suchtprävention, Lisa Brunner, laut ORF.at an. Vor allem bei den Jüngeren ist Wetten die häufigste Form des Glücksspiels. Hier gaben 71 Prozent ihre Tipps online ab, so das Wiener Suchtmittelmonitoring 2023. Von den Wett-Teilnehmern über 65 Jahren geben demnach 70 Prozent ihre Tipps in Wettlokalen auf.
Zieht man die Umsatzzahlen von tipp3 und die Angaben des Branchenradars heran, so kommt die zur Österreichischen Sportwetten Gesellschaft gehörende Marke in Österreich auf einen Marktanteil von etwa 5 Prozent. An dem Unternehmen ist die Casinos Austria-Beteiligung Österreichische Lotterien mit 56 Prozent beteiligt, die Mediaprint mit 26 Prozent und die Bundesländerverlage mit 18 Prozent. Der österreichische Sportwettenverband umfasst derzeit 15 Mitglieder sowie drei stationäre Wettbüros. “Allerdings können von Österreich aus auch auf etlichen anderen internationalen Online-Plattformen Wetten platziert werden”, gab Weber zu bedenken.
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