Der Standort Deutschland erweist sich erneut als Innovationsbremse, die sich quasi selbst im Weg steht. Während die USA und China längst an der Spitze der KI-Revolution marschieren, hinkt Deutschland hinterher. Dabei mangelt es nicht an technologischem Know-how, sondern an strukturellem Mut und politischer Entschlossenheit. Der Rückstand ist hausgemacht.

Eines der größten Hemmnisse: ein lähmendes Regelwerk. Obwohl mit dem EU AI Act und der DSGVO bereits zentrale gesetzliche Rahmen bestehen, bleiben zentrale Fragen rund um Haftung, Ethik, Datennutzung und Verantwortlichkeit ungeklärt – oder sind so überreguliert, dass sie eher lähmen als schützen. Viele Unternehmen klagen über enormen administrativen Aufwand und hohe Kosten durch die Dokumentationspflichten. Das Ergebnis: Unsicherheit, Investitionszurückhaltung – und ein eklatanter Standortnachteil im Vergleich zu Ländern mit pragmatischeren Ansätzen. Besonders für kleinere Tech StartUps ist die aktuelle Situation in der Branche ein Problem.

Geld für Visionen? Fehlanzeige

KI-Entwicklung kostet – doch in Deutschland bleibt die staatliche Unterstützung weit hinter dem zurück, was im globalen Maßstab nötig wäre. Während das US-Projekt „Stargate“ mit 500 Milliarden Dollar ausgestattet ist, wirken die 6,6 Milliarden Euro der letzten Bundesregierung wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Auch die Unternehmen selbst investieren zu zaghaft: Laut Boston Consulting Group wollen weltweit 73 % der Firmen bis 2025 mehr in KI stecken – in Deutschland sind es nur 65 %. Die mittelständisch geprägte Struktur der Wirtschaft erschwert Großinvestitionen zusätzlich.

Skepsis statt Fortschrittskultur

Technologische Neuerungen stoßen in Deutschland traditionell auf Misstrauen. Ob Gentechnik, Atomkraft oder Digitalisierung – erst wird gewarnt, dann geprüft und irgendwann vielleicht gehandelt. In Sachen Fortschritt ist Deutschland schlicht zu konservativ.

Deutschland will mit KI Weltspitze sein – doch vielerorts fehlt es einfach an Grundlegendem. In vielen Regionen fehlt schnelles Internet, was bei datenintensiven Anwendungen wie KI zur Wachstumsbarriere wird. Gleichzeitig herrscht eklatanter Mangel an IT-Spezialisten. Und selbst wenn qualifizierte Mitarbeiter und eine brauchbare Infrastruktur vorhanden sind, fehlt es oft an der Umsetzung: Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen tun sich schwer, Forschungsergebnisse in marktreife Produkte zu verwandeln.