Wegen Sanktionen: Russischer Oligarch verklagt österreichische Strabag
Die Strabag hat ihren Großaktionär, den Russen Oleg Deripaska infolge der EU-Sanktionen gegen Russland im Konzern entmachtet – und das will sich der Putin-Vertraute nicht gefallen lassen. Der Oligarch hat am Landesgericht Klagenfurt nun Klage gegen den Bauriesen eingebracht.
Der russische Strabag-Großaktionär und Putin-Vertraute Oleg Deripaska ist infolge der EU-Sanktionen gegen Russland im Konzern entmachtet worden. Dagegen geht der Geschäftsmann nun gerichtlich vor. Konkret hat die Rasperia Trading Limited, die von dem Oligarchen kontrolliert wird und knapp 28 Prozent an der österreichischen Strabag hält, am Mittwoch vor dem Landesgericht Klagenfurt Klage gegen den Vorstand des Bauriesen eingebracht, wie “Der Standard” am Freitag berichtete.
Beziehung der Strabag zu Russland "komplett zerrüttet"
Die Rasperia verlange, dass die Beschlüsse der außerordentlichen Hauptversammlung von Anfang Mai “für nichtig erklärt” werden. Konkret ist die Enthebung des Aufsichtsratsmitglieds Thomas Bull nach Ansicht der Rasperia als ungesetzlich rückgängig zu machen. Die Anfechtungsklage wurde beim Landesgericht Klagenfurt eingebracht, weil sich der offizielle Strabag-Firmensitz in Villach befindet. All das geht aus einer Veröffentlichung im Amtsblatt der “Wiener Zeitung” vom 25. Mai hervor, wo aufgrund aktienrechtlicher Bestimmungen derartige Informationen publiziert werden müssen.
Deripaska war 2007 bei Österreichs größtem Baukonzern eingestiegen. Damals stand die Strabag noch unter der Leitung des Gründers Hans Peter Haselsteiner, der in diesem Schritt “unseren Türöffner nach Russland” sah. Inzwischen ist viel passiert, aktuell der Krieg Russlands gegen die Ukraine. 15 Jahre später ist die Beziehung “komplett zerrüttet”, schreibt der “Standard”.
Strabag-Eigentümer kündigten im März jegliche Zusammenarbeit mit Deripaska auf
Zunächst kündigten Mitte März die anderen Strabag-Eigentümer den Syndikatsvertrag mit der Rasperia auf, beendeten also jegliche Zusammenarbeit mit Deripaska. Gemeinsam halten die Großaktionäre fast 86 Prozent an der Strabag. Am 8. April folgte der nächste Schritt: Die EU setzte Deripaska und all seine Unternehmen – auch die Rasperia – auf ihre Sanktionsliste, unter anderem, weil der Oligarch in Russland in die Waffenproduktion involviert sein soll (auf der Liste der USA steht Deripaska schon länger). Das bedeutet: Alle Vermögenswerte des Oligarchen werden eingefroren und über ihn selbst ist ein Einreiseverbot verhängt.
Die Strabag reagierte am 5. Mai auf den EU-Beschluss. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung setzte man die erforderlichen Schritte: Die Rasperia hat nunmehr keine Stimmrechte mehr bei der Strabag; auch die Dividendenzahlungen an den Großaktionär wurden vorerst eingestellt. Weiters wurde Thomas Bull – das ist jenes Mitglied im derzeit siebenköpfigen Strabag-Aufsichtsrat, das von der Rasperia entstand wurde – bei dem außertourlichen Aktionärstreffen abberufen. Der von Rasperia für das Gremium nominierte Hermann Melnikov hatte sein Mandat laut Strabag bereits am 13. April “aus eigenen Stücken zurückgelegt”.
Strabag sieht sich "gut gerüstet" für anstehendes Verfahren
Bei der Strabag sieht man sich für das Verfahren gut gerüstet, hieß es laut “Standard” seitens der Unternehmenssprecherin Marianne Jakl. Unter anderem habe sie auf Gutachten verwiesen, die die Position des Strabag-Vorstands untermauern würden.
Die Eigentümerstruktur der Strabag:
Die MKAO “Rasperia Trading Limited”, “an der Oleg Deripaska indirekt 49 Prozent hält und die er kontrolliert”, hält eine gewichtige Beteiligung im Ausmaß von 27,8 Prozent an der Strabag. Die Rasperia hat ihren Firmensitz laut Strabag-Chef Thomas Birtel in Kaliningrad. Der Privatstiftung der Familie Haselsteiner gehören 28,3 Prozent, die Versicherung UNIQA hält gemeinsam mit dem Finanzkonzern Raiffeisen 29,5 Prozent. Lediglich 14,4 Prozent des Baukonzerns befinden sich im Streubesitz.
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