Wifo-Chef: Können das Klima retten, ohne unseren Wohlstand aufzugeben
Klimaschonung kann nur global, nicht national gelingen. Und: Nicht nur muss schmutzige Energie teurer werden, sondern auch saubere billiger. Nur dann retten wir das Klima ohne Wohlstandsverlust. Das unterstrich der Ökonom Gabriel Felbermayr (Wifo) beim “Nachhaltigkeitsfrühstück” der Österreichischen Hagelversicherung.
Eine Schonung des Klimas ohne Wohlstandsverlust ist möglich. So lautete das Resümee von Univ.-Prof. Gabriel Felbermayr, neuer Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), beim “Nachhaltigkeitsfrühstück” der Österreichischen Hagelversicherung. Der Promi-Ökonom war diesmal Keynote-Speaker beim mittlerweile traditionell gewordenen Event.
Eingangs warnte der Vorstandsvorsitzende der Hagelversicherung Kurt Weinberger: “Noch haben wir es in der Hand, das Ausmaß dieser existentiellen Krise für die Menschen einzudämmen.” Er sprach von einer “Jahrhundertaufgabe”. Freilich: “Je konkreter die Vorschläge sind, umso häufiger kommen Bedenken.” Doch die Kosten des Nichtstuns seien auf Dauer höher, als jene der Reduzierung der CO2-Emissionen.
Felbermayr: "Müssen die großen Volkswirtschaften ins Boot holen"
Weinberger kritisierte, dass Ökologie und Ökonomie gegeneinander ausgespielt würden. Doch wie soll das funktionieren? Klima retten, Wohlstand bewahren – geht das zusammen? “Die Antwort lautet ‚Ja‘”, unterstrich Gabriel Felbermayr. Allerdings könne dies nur global, und nicht nur national gelingen. “Es braucht zur Klimazielerreichung nicht nur den Einzelnen und nationale Maßnahmen, sondern auch einen globalen Schulterschluss.”
Deshalb müsse man auch die großen Volkswirtschaften ins Boot holen. Teils könne man von ihnen schon lernen: “China etwa hat dieses Jahr im Juni den weltweit größten CO2-Emissionshandel gestartet. Weitere strenge Umweltgesetze werden in nächster Zeit erwartet.”
Ziel: Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad, CO2-Gehalt stabilisieren
In Europa sei überdies wichtig, “dass nicht nur schmutzige Energie teurer wird, sondern auch saubere billiger.” Die Reduktion des CO2-Verbrauchs in der Energiewirtschaft könne nämlich nur gelingen, “wenn alternative Energieformen günstig sind. Wenn nur CO2 teurer wird und auch der alternative Strom sehr teuer ist, dann werden wir am Ende wirklich Wohlstandsverlust haben.” An Emissionshandel und einer CO2-Bepreisung führe dennoch kein Weg vorbei. Aber: “Es kann nicht jeder Sektor gleichermaßen zu Einsparungen angehalten werden, schlichtweg, weil es nicht möglich ist.”
Der Ökonom rät, Gas zu geben, “denn für die Energiewende bleibt nicht mehr viel Zeit. Je länger wir zuwarten, umso schmerzhafter werden letztlich die Schritte sein, die man setzen muss, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten.” Als Ziel nannte er den Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, den CO2-Gehalt zu stabilisieren und die Netto-Emissionen auf null zu senken.
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