„Wir brauchen dringend Geld“: Medienbranche in der Krise
Trotz Millionen an bisherigen Förderungen, Inseraten und Hilfspaketen schlägt die Journalistengewerkschaft wieder Alarm: Österreichs Medienhäuser stehen vor dem Kollaps. Gewerkschaftschefin Ute Groß fordert „dringend Geld“ – obwohl der Staat die Branche seit Jahren mit Unterstützungen am Leben hält.
Trotz Millionenhilfen verlangt die Journalisten-Gewerkschaft erneut staatliche Unterstützung.APA/ROBERT JAEGER
In Österreichs Medienhäusern herrscht Alarmstimmung – zumindest wenn man der Vorsitzenden der Journalistengewerkschaft Ute Groß glaubt. Sie spricht von einer „doppelten Zwickmühle“, in der sich die Branche befinde.
„Wir gehen davon aus, dass rund 300 Kolleg:innen in der Branche heuer den Job verlieren werden“, so Groß im Gespräch mit HORIZONT. Schon jetzt seien rund 1.000 Journalisten beim AMS als arbeitssuchend gemeldet.
Die Ursachen für die Misere sieht Groß vor allem in der drastischen Kürzung der Regierungsinserate – um rund 80 Prozent und in der allgemeinen Wirtschaftsflaute. Doch Kritiker verweisen darauf, dass kaum eine Branche so umfangreich subventioniert wurde wie der heimische Mediensektor – und nun erneut nach staatlicher Hilfe ruft.
„Wir brauchen jetzt wirklich dringend Geld“
Angesichts der Entwicklung fordert Groß rasche finanzielle Hilfe – vor allem durch die schon länger geplante Vertriebsförderung. „Wir brauchen jetzt wirklich dringend Geld. Diese Vertriebsförderung brauchen wir, weil viele Medien noch vom Printgeschäft leben“, betont sie.
Ziel sei es, den Vertrieb klassischer Tageszeitungen zu sichern, um Leser weiterhin zuverlässig zu erreichen – und gleichzeitig den Übergang in die digitale Zukunft zu finanzieren. Auch eine steuerliche Absetzbarkeit von Zeitungsabos könne helfen, den Markt zu stabilisieren: „Das hilft den Leser:innen und es hilft den Medienunternehmern.“
„Nur Qualität kann uns retten“
Neben staatlicher Unterstützung sieht Groß aber auch die Medienunternehmen selbst in der Pflicht. „Ich sehe, dass versucht wird, in einer Art Verzweiflungsakt alle Kanäle zu bespielen … Ich bin mir nicht sicher, ob das die beste Strategie ist.“
Zu viel Aktionismus könne die Qualität gefährden. „In den personell ausgedünnten Redaktionen wird es immer schwieriger, auf allen Ebenen die erforderliche Qualität anzubieten.“ Entscheidend sei daher: „Nur hochqualitative journalistische Inhalte können unser Überleben sichern.“
Langfristig brauche es zielgerichtete, planbare Förderungen. Derzeit wisse man „von einem Jahr aufs nächste nicht, wie viel Geld zur Verfügung steht“. Für die vielen Betroffenen, die ihre Jobs verloren haben, fordert Groß zudem eine bundesweite Branchen-Arbeitsstiftung: „Es werden viele Journalist:innen definitiv nicht mehr in diesem Beruf arbeiten können.“
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